Gemeinsam innovativ

Ein Gebäude ganz aus Holz, und trotzdem kein Spiel mit dem Feuer. Wie das geht, zeigte eines der Fallbeispiele am ETH Industry Day 2018, der grossen jährlichen Austauschplattform von Industrie und Hochschule. Mehr als 500 interessierte Personen aus der Wirtschaft nahmen an der Veranstaltung teil.

Für Detlef Günther ist der ETH Industry Day eine ideale Gelegenheit, um mit Wirtschaftsvertretern in Kontakt zu kommen. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)
Für Detlef Günther ist der ETH Industry Day eine ideale Gelegenheit, um mit Wirtschaftsvertretern in Kontakt zu kommen. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Mit Holz anstelle von Beton und Stahl mehrstöckige Gebäude zu errichten, galt wegen der Feuergefahr lange als zu riskant. Doch nun ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen der ETH und der Industrie, feuersichere mehrgeschossige Bauten zu erstellen. Das entspreche einer «Renaissance für den Holzbau», sagte Professor Andrea Frangi am ETH Industry Day 2018, der unter dem Motto «Game-changing ideas» stand. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt Untersuchungen an der ETH über das Brandverhalten des Brettsperrholzes und des verwendeten Klebestoffs. Frangi äusserte sich sehr positiv über die Möglichkeit, Projekte mit der Industrie durchzuführen. Seine Studierenden schätzten die Möglichkeit sehr, so Praxiserfahrungen zu sammeln. Auch Christian Lehringer vom Industriepartner Henkel Engineered Wood Adhesives lobte die Zusammenarbeit und strich das «vertrauensvolle Verhältnis» mit der ETH heraus.

Der jährlich stattfindende ETH Industry Day soll die traditionell starke Brücke zwischen ETH-Forschung und ihrer Umsetzung durch die Industrie weiter ausbauen. Detlef Günther, Vizepräsident der ETH Zürich für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, betonte in seiner Begrüssung, wie wichtig der gegenseitige Wissenstransfer sei: «Sie haben die praktische Expertise und wir verfügen über die neusten Technologien. Gemeinsam finden wir so Lösungen.» Günther machte zudem auf eine weitere Möglichkeit zu einem direkten Austausch aufmerksam: Das ETH-Sabbatical, zu dem er Personen aus der Industrie herzlich einlud.

«Sie haben die praktische Expertise und wir verfügen über die neusten Technologien. Gemeinsam finden wir so Lösungen.»Detlef Günther, ETH-Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen

Wie ETH und Industrie sich verzahnen

Im Rahmen dieses Industry Day stellten 16 ETH-Forschende und ETH-Spin-offs in prägnanten Präsentationen ihre Forschungsprojekte und Tätigkeitsgebiete vor. Sie stammten aus den Themenbereichen Gesundheit & Ernährung, Datenwissenschaften, Mobilität & Energie sowie Robotik & Herstellung. Zu jedem Schwerpunkt wurde eine Case Study in einem Video präsentiert. Den Austausch zwischen Industrie und der ETH animierte zudem eine gut besuchte Ausstellung mit Postern der ETH-Forschenden.

Im Themengebiet Mobilität & Energie wurde zum Beispiel gezeigt, wie der Zugverkehr optimiert werden kann. Gabrio Caimi von der SBB erläuterte, dass man durch den Einsatz von Algorithmen und Methoden des Operations Research sowohl die Kapazitäten erhöhen als auch die Kosten senken könne. Die Zusammenarbeit zwischen der SBB und der ETH bestehe schon lange, sei jedoch intensiver geworden. So arbeite zurzeit ein ETH-Doktorand auch Teilzeit für die SBB, und den letzten PhD-Studenten habe die SBB nach seiner Dissertation angestellt, sagte Caimi.

Biomoleküle entdecken mit Lichtstreuung

In der Case Study zum Schwerpunkt Gesundheit & Ernährung präsentierten ETH-Professor János Vörös und Christof Fattinger von Roche, wie sie dank neuer Verfahren Blut- oder Urintests beschleunigen. Vörös erläuterte, wie er schon lange das Ziel gehabt habe, Bluttests direkt am Patienten vor Ort zu ermöglichen, um länger dauernde Laboruntersuchungen zu vermeiden. Eines Tages sei Fattinger mit der Idee auf ihn zugekommen, mit der Molographie-Technologie kleinste Biomoleküle mit Lichtstreuung sichtbar zu machen.

Fattinger, der 2011 ein Sabbatical an der ETH Zürich absolvierte, sagte, ohne die ETH wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen; durchgeführt wird die Forschung und Entwicklung in ETH-Labors. Die Entdeckung der Forscher könnte die Diagnostik verändern; Fattinger sieht einen grossen Vorteil der Molographie im Tempo: «Die Quantifizierung von Biomarkern mit Molographie ist sehr schnell und kann sogar in Echtzeit erfolgen.»

Impressionen vom ETH Industry Day 2018

Impressionen vom ETH Industry Day 2018. (alle Bilder: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Weitere Impressionen finden Sie hier.

Licht ins Daten-Dunkel bringen

Die Case Study im Themenbereich Datenwissenschaften widmete sich der effizienteren Verarbeitung von Datensätzen. Die Zurich Insurance sei vor dem Problem gestanden, dass die in verschiedenen Formaten vorliegenden, unstrukturierten Datensätze nicht maschinenlesbar gewesen seien, erklärte Gero Gunkel von der «Zurich». Durch die Zusammenarbeit mit der ETH erhofft sich Gunkel, die Datenverarbeitung automatisieren zu können und «Licht in dunkle Daten zu bringen».

Professor Ce Zhang erläuterte, wie er mit seinem Team mit Hilfe eines «automatisierten Systems mit Millionen von generierten Beispielen» das Ziel verfolgt, das Machine-learning-Problem zu lösen, sodass Maschinen statt Menschen Daten und Berichte lesen können. Sie hätten schon vielversprechende Ergebnisse erzielt und sie in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. «Der nächste Schritt ist nun die Zusammenarbeit mit Industriepartnern, um das System auf ihre Anwendungen feinabzustimmen», sagt Zhang.

Zur starken Vernetzung der ETH Zürich mit der Industrie tragen ganz direkt die ETH-Spin-offs bei, die auch am ETH Industry Day präsent waren. Fixposition beispielsweise hat Produkte zur Navigation von autonomen Fahrzeugen wie Drohnen oder selbstfahrende Autos entwickelt. An Nachfrage dürfte es nicht fehlen: Co-Gründer Zhenzhong Su sieht ab 2020 ein grosses Marktpotenzial - international. Fixpositions nächster Schritt wird ein Markttest in China in diesem Monat sein.

Auch nach den Präsentationen nahmen die Gäste die Gelegenheit wahr, im Rahmen der Posterausstellung Meinungen auszutauschen oder Fragen zu stellen. Und dies ist für Interessierte dank dem 2017 lancierten Newsletter auch online jederzeit möglich, und zwar mit dem ETH-Webangebot für die Industrie.

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