Für eine nachhaltigere und gerechtere Welt

Maria Conen plädiert für Erhalt und Wiederverwendung in der Architektur – nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Maria Conen

Sie wurden diesen Sommer zur Professorin für Architecture and Housing ernannt. Was steht zuoberst auf Ihrer Prioritätenliste?
Die Frage, was die Architektur angesichts der knappen Ressourcen und der fortschreitenden Zerstörung verschiedener Ökosysteme zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt beitragen kann, ist allgegenwärtig. Dies zu untersuchen anhand von konkreten Fragestellungen in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Lehrstühlen an der ETH ist meine Priorität.

Vor gut zehn Jahren gründeten Sie ein eigenes Architekturbüro. Wie beeinflusst die Professur nun Ihre Arbeit?
In der Praxis bestimmen oft Faktoren aus Politik und Bauwirtschaft unser Handeln. Wie soll man in Anbetracht der aktuellen Klimakrise und von sozialen Krisen bauen? In dieser Frage sehe ich grosses Potenzial, die Widersprüche, die sich in unserer Berufspraxis zeigen, zu behandeln und zu erforschen.

Sie befassen sich auch mit der Wiederverwendung von Gebäuden nach Um- oder Rückbauten. Wie erleben Sie Recycling in der Praxis?
Ich plädiere schon lange für Erhalt und Wiederverwendung, nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern auch wegen der Geschichte und der Identität von Orten. Leider gibt es im Alltag noch viele Hürden für das Recycling von Bauteilen oder zum Erhalten von bestehen den Strukturen.

Was ist die wichtigste Voraussetzung, um als Architekt:in erfolgreich zu werden?
Wichtig ist, dass man sich der Verantwortung bewusst ist, wenn man in den Lebensraum eingreift oder über diesen nachdenkt, denn meist sind diese Eingriffe für mehrere Generationen prägend. Vernetztes, vielschichtiges und kreatives Denken, Ausdauer und ein wacher Geist helfen, um viele Fragen immer wieder von Neuem denken und beleuchten zu können.

Welche Epoche der Architekturgeschichte fasziniert Sie am meisten?
Jede Epoche wird geprägt durch ihre wirtschaftlichen, sozialen oder technischen Bedingungen – das widerspiegelt sich auch in der Architektur. Insofern bin ich vor allem am Jetzt interessiert. Wir leben in einer Zeit, in der langjährige Denk- und Verhaltensmuster infrage gestellt werden. Das bringt viel Unsicherheit, aber auch viele Möglichkeiten zum Mitgestalten.

Zur Person

Maria Conen ist Professorin für Architecture and Housing am Departement Architektur.

«Globe» Dem Leben auf der Spur

Globe 22/04 Titelblatt

Dieser Text ist in der Ausgabe 22/04 des ETH-​​​​Magazins Globe erschienen.

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