Optimistisch in schwierigen Zeiten

Linda Maduz ist von der Widerstands- und Entwicklungsfähigkeit von Menschen und Gesellschaften überzeugt, gerade auch in politisch unruhigen Zeiten wie diesen.

Linda Maduz lehnt an einer Säule auf dem ETH-Campus und lächelt
Politikwissenschaftlerin Linda Maduz. Bild: Daniel Winkler

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im asiatischen Raum. Haben Sie auch einen persönlichen Bezug zu Asien?
Meine Mutter ist Südkoreanerin. Durch meine Erziehung wurden mir grundlegendes Interesse und Verständnis für die Region vermittelt. Dass ich mich als Politikwissenschaftlerin auf Asien spezialisierte, geschah aber eher zufällig. Ich konnte davon profitieren, dass damals die Nachfrage nach asienspezifischem Know-how zunahm und entsprechende Forschungsstellen gefördert wurden.

Was ist aktuell die grösste Herausforderung in der Beziehung zwischen Asien und Europa?
Der Druck auf die Länder Asiens und Europas steigt, sich gegenüber dem erstarkenden, autoritären China sowie auch innerhalb des amerikanisch-chinesischen Weltkonflikts zu positionieren. China in die internationale Verantwortung zu nehmen, ohne es zu isolieren, sehe ich als die zentrale Herausforderung für alle Beteiligten.

Was raten Sie der Schweiz in der jetzigen geopolitischen Lage?
Das strategische Umfeld wandelt sich schnell. Die aktuelle Rückkehr der Geopolitik bedeutet auch, dass die geografische Lage eines Landes wieder verstärkt seine internationale Position bestimmt. Um aussenpolitische Gestaltungsfreiheit zu bewahren, müsste die Schweiz ihre Beziehungen zu wichtigen Ländern rasch klären und stärken wollen, angefangen bei den europäischen Nachbarn.

Die Pandemie ist vermutlich natürlichen Ursprungs, der Ukraine-Krieg jedoch menschengemacht. Nehmen wir diese Bedrohungen unterschiedlich wahr?
Anders als bei naturbedingten Ereignissen stehen bei gesellschaftsbedingten Gefährdungen Fragen zur eigenen Handlungsfähigkeit und Verantwortung im Vordergrund. Das gilt auch in Bezug auf die Prävention eines Ereignisses: (Wie) Hätte der Ukraine-Krieg vermieden werden können?

Was ist Ihr Geheimrezept, um auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben?
Ich glaube an die Widerstands- und Entwicklungsfähigkeit von Menschen und Gesellschaften. Die Pandemie oder Russlands Angriff auf die Ukraine führen uns vor Augen, wie schnell vermeintlich sichere Güter wie Stabilität, Sicherheit oder Mobilität bedroht werden können. Andererseits kann eine politische Weichenstellung aber auch sehr schnell erfolgen – mit dem Potenzial, die Lage entscheidend zum Positiven zu wenden.

Zur Person

Linda Maduz ist Senior Researcher im Global Security Team des Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich.

«Globe» Schönheit und Wissenschaft

Globe 22/02 Titelblatt: bunte Simlation einer gemessenen Gravitationswelle

Dieser Text ist in der Ausgabe 22/02 des ETH-​​​​Magazins Globe erschienen.

DownloadGanze Ausgabe lesen (PDF, 6.7 MB)

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert