Gemeinsam Innovationen umsetzen

Die ETH Zürich arbeitet eng mit der Industrie zusammen. Immer wichtiger werden Kooperationen mit kleinen und mittleren Unternehmen.

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Umweltmikro­biologe Mark Lever und sein Doktorand Pascal Wiesli (Mitte und links) tauschen sich mit einem Partner aus der Industrie aus. (Foto: Yves Bachmann / ETH Zürich)

Schienengleise möglichst effizient zu schleifen oder Bakterien in der Lachszucht daran zu hindern, Moleküle zu produzieren, die Geruchsemissionen verursachen – unter anderem an diesen Innovationen arbeiteten 2019 Forschende der ETH Zürich gemeinsam mit der Industrie. Sie wurden dabei unterstützt durch Innosuisse, die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung. Die Nachfolgerin der Eidgenössischen Kommission für Technologie und Innovation KTI finanziert wissenschaftsbasierte, innovative Projekte von Forschungsinstitutionen und Unternehmen.

«Innosuisse ist für die ETH Zürich ein wichtiger Partner», sagt Silvio Bonaccio, Leiter von ETH transfer. 2019 bewilligte die Agentur zur Innovationsförderung 25 Gesuche der ETH Zürich, die Erfolgsquote betrug somit rund 61 Prozent. Dabei werden die Anträge von Experten von Innosuisse beurteilt. Bei positiver Bewertung und Zustimmung durch den Innovationsrat zahlt die Agentur die Hälfte des Projektbetrags an den Forschungspartner, den Rest trägt das beteiligte Unternehmen selbst.

Auch Jan Zimmermann, Mitarbeiter bei Industry Relations, schätzt Innosuisse: «Die Angebote von Innosuisse werden von unseren Forschenden rege und gern genutzt», sagt er. Dies gelte insbesondere für etablierte Forscherinnen und Forscher, die ein breites Netzwerk in der Industrie haben. Innosuisse sei vor allem engagiert in der Innovationsförderung von KMU, ein Ziel, das auch die ETH Zürich verfolge. «Mehr als 30 Prozent der Projekte der ETH mit der Industrie erfolgen mit KMU-Beteiligung», sagt ­Zimmer­mann und betont die Wichtigkeit der Zusammen­arbeit der Forschung mit kleinen und mittleren Unternehmen.

Vom Schienenverkehr bis zur Lachszucht

Im Fall des erwähnten Beispiels des Schleifens von Schienen arbeitet das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung der ETH Zürich mit der Scheuchzer SA zusammen, die Gleisbaumaschinen und sogenannte Schleifzüge herstellt. Hintergrund des Innovationsvorhabens ist, dass das Schienennetz auf vielen Strecken stark beansprucht wird, weshalb die Schienen regelmässig geschliffen werden müssen. Diese Arbeiten sollten möglichst schnell und effizient erfolgen, um den Bahnbetrieb nicht zu behindern. Bisher sind jedoch mehrere Fahrten des Schleifzugs über die zu reprofilierende Schiene notwendig. Dank dem durch die ETH und die Scheuchzer SA verbesserten Schleifprozess soll der Schleifzug in Zukunft nur noch einmal über das Gleis fahren müssen.

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Damit beim Schleifen von Schienen der Bahnverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt wird, optimieren ETH-Forschende zusammen mit einem Schleifzughersteller den Schleifprozess. (Foto: Scheuchzer S.A.)

Auch beim Projekt, das zum Ziel hat herauszufinden, weshalb Bakterien in der Lachszucht Geruchsemissionen verursachende Moleküle produzieren, arbeiten Forschung und Industrie zusammen. Seitens der ETH ­Zürich ist Mark Lever, Assistenzprofessor am Departement Umweltsystemwissenschaften, am Projekt beteiligt, die Experimente führt die ZHAW mit Prof. Levers Doktoranden Pascal Wiesli in Wädenswil durch. Der Industriepartner ist die Swiss Alpine Fish AG in Lostallo. Während die Fische nachhaltig gezüchtet und ohne Zufuhr von Chemikalien oder Antibiotika ernährt werden, erzeugen Bakterien in Biofilmen im Wasser das alkoholische Molekül Geosmin. «Dieses Molekül riecht muffig und der Gehalt im Wasser korreliert mit demjenigen im Fleisch der Lachse», sagt ­Lever. Die unerwünschte Geruchsemission verringere den Preis, den die Lachse am Markt erzielen. «Wir untersuchen deshalb, welche Faktoren zur bakteriellen Produktion von Geosmin führen.» Versuche hätten ergeben, dass die Auswah­l der Futtermittel einen Einfluss habe. «Auch die UVC-Strahlung und die Zugabe von Ozon verändert die Geosmin-Konzentration im Wasser», erklärt Lever.

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Nachhaltige Lachszucht: Die Swiss Alpine Fish AG in Lostallo ernährt die Fische ohne Zufuhr von Chemikalien oder Antibiotika. (Foto: Swiss Alpine Fish AG)

Brücke zwischen Forschung und Anwendung

Eine Brücke von der Forschung zur Anwendung schlägt das gemeinsam von Innosuisse und dem Schweizerischen Nationalfonds angebotene Programm «Bridge». Es unterstützt einerseits junge Forscherinnen und Forscher, die eine Idee auf ihre Umsetzbarkeit in der Praxis testen wollen. Andererseits können auch erfahrene Forschende, die eine Innovation praktisch umsetzen wollen, von «Bridge» profitieren.

Als einer von mehreren Angehörigen der ETH Zürich hat 2019 Volker Bartenbach von «Bridge» profitiert. Der im Rehabilitation Engineering Laboratory tätige Pioneer ­Fellow startete an der ETH ein Forschungsprojekt, um Exoskelette für Industrieanwendungen zu entwickeln. Die tragbaren Stützstrukturen sollen den Rücken während der Ausübung von Tätigkeiten schützen, die den Körper belasten, so beispielsweise beim Heben und Tragen schwerer Lasten. Mit den Mitteln aus «Bridge» ist geplant, das Forschungsprojekt als Spin-off von der ETH Zürich abzuspalten.

Um die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie zu fördern, stellt die ETH Zürich Firmen und ETH-Angehörigen viele weitere Angebote zur Verfügung. So bietet Industry Relations spezielle Services für KMU an und unterstützt Firmen und Forschende bei der Antragsstellung bei Innosuisse. Zudem produziert Industry Relations einen Newsletter, der alle zwei Monate über ­aktuelle ETH-Projekte mit Industriepartnern und über Events für die Industrie informiert. ETH transfer hilft Forschenden zudem bei der Ausarbeitung von Forschungsverträgen sowie der Patentierung von Ideen.

Dieser Text ist im Geschäftsbericht 2019 erschienen.

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