Wissenstransfer mit Turbowirkung

Im Zeitalter des lebenslangen Lernens ist es normal, immer wieder auf die Schulbank zurückzukehren, auch an die ETH. Entsprechend wird Weiterbildung an der ETH in Zukunft noch wichtiger.

Wissenstransfer
Wegweiser in einer Welt im Wandel: Weiterbildung wird in Zukunft noch selbstverständlicher. (Bilder: Noë Flum)

Die ETH Zürich ist bekannt für Spitzenforschung und für hervorragende Lehre. Doch auch die universitäre Weiterbildung ist eine ihrer wichtigen Aufgaben. So gibt es ganze Bereiche in der Schweiz, die es ohne das Weiterbildungsangebot der ETH schwer hätten, gut ausgebildete einheimische Spezialisten zu finden, beispielsweise die Raumplanung oder die Entwicklungszusammenarbeit. Die traditionsreichen Nachdiplomstudiengänge der ETH Zürich in diesen Themenbereichen sind nach wie vor das einzige entsprechende Ausbildungsangebot der Schweiz in der jeweiligen Fachrichtung. Insgesamt bietet die ETH Zürich derzeit 16 MAS-Programme, 25 kürzer dauernde CAS und DAS, rund hundert Fortbildungskurse und 25 E-Learning-Programme an.

Schnell in die Praxis

Auf diesen Lorbeeren möchte sich die ETH nicht ausruhen. Im Gegenteil – Weiterbildung wird in Zukunft strategisch an Stellenwert gewinnen. «Bildung war schon immer ein wichtiges Kapital der Schweiz. In Zukunft müssen wir unserem Humankapital noch besser Sorge tragen», erläutert Daniel Künzle, Leiter des Zentrums für Weiterbildung. Der immer schnellere technologische Wandel macht lebenslanges Lernen unabdingbar. «Den technologischen Wandel schnell in die Praxis bringen und diese rechtzeitig auf den technologischen Wandel vorbereiten, dies ist eine der Stärken des Weiterbildungsangebots der ETH Zürich», betont Künzle. In Zukunft soll das Weiterbildungsangebot mit den aktuellen Schwerpunktgebieten der ETH-Forschung noch enger verknüpft sein.

Ein Gebiet, in dem Technik und damit ETH-Forschung eine immer grössere Rolle spielen, ist beispielsweise die Medizin. Bereits existiert ein MAS-Programm an der Schnittstelle von Medizin und Physik. Es soll die Fachleute aus- und weiterbilden, die die Hightech-Apparaturen in den Spitälern einrichten und unterhalten. Derzeit finden Diskussionen mit dem Universitätsspital Zürich über weitere Angebote (ein MAS und verschiedene CAS) im Bereich der Spitzenmedizin statt, wo sich die Kompetenzen der beiden Institution idealerweise ergänzen. Ein weiteres Gebiet, auf dem die ETH ihre Forschungsergebnisse verstärkt auch über den Weg der Weiterbildung in die Praxis transferieren möchte, ist das Thema Mobilität der Zukunft. Ein entsprechendes MAS-Programm ist für Frühjahr 2017 ausgeschrieben. Im Zentrum des interdisziplinären «MAS ETH in Mobilität der Zukunft» steht die Entwicklung und Umsetzung integrierter und ressourcenschonender Mobilitätslösungen.

Gleichwertig und passgenau

Mit der Schaffung des Amts eines Prorektors Weiterbildung im vergangenen Jahr hat die ETH auch auf organisatorischer Ebene die Bedeutung dokumentiert, die sie der Weiterbildung gibt. Paolo Ermanni, Professor für Verbundwerkstoffe und Adaptive Strukturen hat als neuer Prorektor klare Visionen: «Die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens lässt die Grenze zwischen Bildung und Weiterbildung, die heute vielleicht noch in den Köpfen existiert, in Zukunft immer obsoleter werden. Ausbildung und Weiterbildung werden mehr und mehr zusammenwachsen.» Auch ETH-intern möchte Ermanni die Voraussetzungen dafür schaffen, dass universitäre Lehre und universitäre Weiterbildung zukünftig als zwei gleichwertige Seiten einer Medaille gesehen werden. So sollen Dozierende, die Weiterbildung anbieten, von IT-Diensten oder Lehrspezialisten genauso unterstützt werden wie bei ihrer klassischen Lehrtätigkeit. Ebenso soll die Weiterbildung in Zukunft bei Evaluationen und Qualitätssicherungsmassnahmen der Lehre gleichgestellt sein.

Mit einem zielgerichteten Ausbau der Weiterbildung werden zudem die Beziehungen zwischen der Hochschule und ihren Stakeholdern, seien es Alumni, Firmen oder Behörden, in Zukunft noch gestärkt, ist Ermanni überzeugt. Weiterbildung könne noch vermehrt massgeschneiderte Angebote für die Bedürfnisse einzelner Gruppen liefern.

Ihm und seinen Mitstreitern schwebt beispielsweise ein Weiterbildungsprogramm unter dem Motto «Women back to Business» vor. Dieses Programm könnte Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufsfeldern helfen, nach einer Familienphase wieder den Anschluss an neue Entwicklungen in ihrem Beruf zu finden.

Bei solchen und ähnlichen Angeboten sieht Ermanni auch einen verstärkten Einsatz neuer E-Learning-Tools, die das Wissen flexibler an Abnehmerinnen und Abnehmer bringen. Dennoch bleibt der direkte Kontakt zur ETH entscheidend: «Wir wollen den Teilnehmenden nicht nur Wissen vermitteln, sondern sie auch an der ETH-Welt teilnehmen lassen und ihnen die Möglichkeit zu persönlichen Begegnungen geben.» Denn das Netzwerk sei ein wichtiger Bestandteil jeder Weiterbildung. «Über Netzwerke potenziert sich die Wirkung der Weiterbildung nochmals – für die einzelnen Teilnehmenden, für die beteiligten Institutionen und letztlich für die Gesellschaft», so Ermanni.

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