Bundesrat gibt Anstoss zu besser planbaren Karrieren

Der Bundesrat will die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Schweizer Hochschulen weiter verbessern und regt an, die wissenschaftliche Karriere planbarer zu gestalten.

Vergrösserte Ansicht: Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Im Chemie-Labor: Mit ihrem internationalen Umfeld bereitet die ETH Zürich den Nachwuchs auf den weltweiten Wettbewerb vor. (Bild: ETH Zürich / Gerry Amstutz)

Der Bundesrat hat am Mittwoch einen lange erwarteten Bericht über die Nachwuchsförderung im Schweizer Hochschulbereich veröffentlicht. Darin beurteilt er die aktuelle Situation, gibt Empfehlungen an die Forschungsinstitutionen und schlägt Massnahmen vor. Im Bericht betont die Regierung, wie gross die Bedeutung der Hochschulen und des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sei.

Um talentierte Nachwuchskräfte zu motivieren, sich wissenschaftlich höher zu qualifizieren, ist es laut dem Bundesrat notwendig, die Bedingungen für junge Forschende an Schweizer Universitäten weiter zu verbessern. Da wissenschaftliche Karrieren zudem international ausgerichtet sind, erhält die Nachwuchsfrage vor dem Hintergrund der Annahme der «Volksinitiative gegen Masseneinwanderung» eine weitere Dimension.

«ETH hat Vorreiterrolle»

Den grössten Handlungsbedarf sieht der Bundesrat bei der Karrierestruktur zwischen Doktorat und Professur. Über eine frühzeitige Selektion soll die wissenschaftliche Karriere besser planbar und attraktiver werden. Er will anreizorientierte Sondermassnahmen prüfen, um die Hochschulen zu unterstützen, ihre Karrierestruktur langfristig anzupassen. Zu diesen Massnahmen gehören unter anderem zusätzliche Assistenzprofessuren mit Tenure Track.

Im ETH-Bereich wurde diesbezüglich in den letzten Jahren bereits viel unternommen, wie Corina Wirth vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) bestätigt: «Was die Einführung von Assistenzprofessuren mit Tenure Track anbelangt, haben die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Kontinentaleuropa eine Vorreiterrolle.»

Für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie

Im Bereich des Doktorats empfiehlt der Bund den Hochschulen, die Anstellungsbedingungen für Doktorierende zu verbessern und ihnen Zeitfenster für ihre eigenen Forschungsprojekte zuzusichern. Vielerorts sind entsprechende Schritte eingeleitet.

Weiter erkennt der Bericht Verbesserungsbedarf bei der Chancengleichheit zwischen Frau und Mann. Das laufende Bundesprogramm «Chancengleichheit» soll daher weitergeführt werden. Weiter empfiehlt der Bund den Hochschulen, die Vereinbarkeit von akademischer Karriere und Familie weiter zu verbessern.

So umfassend der Nachwuchsbericht des Bundes auch ist, konkrete Entscheide werden erst in den nächsten beiden Jahren getroffen. «Wir werden die vorgeschlagenen Massnahmen gemeinsam mit den Hochschulen und dem Schweizerischen Nationalfonds prüfen und die Ausarbeitung an die Hand nehmen», erläutert Corina Wirth. «Im nächsten Jahr wird das SBFI dann die Botschaft für Bildung, Forschung und Innovation für die Jahre 2017-2020 verfassen.» Das letzte Wort über die Umsetzung möglicher Massnahmen wird 2016 das Parlament haben.

ETH: Befähigung zu internationalen Karrieren

In der Nachwuchsförderung setzt die ETH Zürich auf die Grundsätze, dass

  • sie talentierte junge Forschende aufgrund ihres akademischen Leistungsausweises und ihres wissenschaftlichen Potentials sowie unabhängig von Geschlecht, Nationalität und Herkunft gewinnt und fördert;
  • sie den wissenschaftlichen Nachwuchs auf eine internationale wissenschaftliche Karriere vorbereitet und ihn in allen Karrierephasen befähigt, sich weltweit für eine Stelle in der Wissenschaft zu bewerben.

«Mit ihrem internationalen Forschungsumfeld bietet die ETH Zürich dem eigenen Nachwuchs eine gute Chance, sich im weltweiten Wettbewerb zu bewähren und eine erfolgreiche Laufbahn aufzubauen», sagt ETH-Rektor Lino Guzzella.

«Internationale Mobilität ist heute eine Grundvoraussetzung, um in der Wissenschaft Karriere zu machen», sagt ETH-Präsident Ralph Eichler, «auch darum hat die schnellstmögliche Assoziierung an die europäischen Bildungs- und Forschungsprogramme für die ETH Zürich höchste Priorität.»

Die ETH Zürich fördert talentierte junge Forschende auf allen Stufen der wissenschaftlichen Karriere. Unter anderem etabliert sie Assistenzprofessuren als eigenständige Lehr- und Forschungseinheiten.

Weiter hat sie sich bis 2016 das strategische Ziel gesetzt, den Anteil der Assistenzprofessuren an der Gesamtprofessorenschaft auf 20 Prozent zu erhöhen. Zudem strebt sie ein Verhältnis in der Grössenordnung von einem leitenden wissenschaftlichen Mitarbeiter (Senior Scientist) pro Vollprofessur an.

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