Prof. em. Ernst Spiess

Professor Ernst Spiess, geboren 1930, ist ehemaliger Vorsteher des Instituts für Kartographie der ETH Zürich. Er schloss 1955 als Vermessungsingenieur ETH ab und war bis 1958 persönlicher Assistent von Professor Eduard Imhof. Von 1958 bis 1964 arbeitete er in der Topographie- und Photogrammetrie-Sektion der Eidg. Landestopographie in Bern. 1964 wurde er an der ETH zum Assistenzprofessor und 1965 zum ausserordentlichen Professor in der Nachfolge von Eduard Imhof gewählt. Nach seiner Beförderung zum ordentlichen Professor 1970 arbeitete er am Institut für Kartographie bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996.

1959 nahm Spiess an einer Schweizer Expedition ins Panta-Massiv in Peru teil. Er erarbeitete eine herausragende topographische Reliefkarte mit Felszeichnung. 1974 führte Spiess am Institut eines der weltweit ersten kartographischen Computersysteme ein. Mit dem System wurden einige der fortschrittlichsten wissenschaftlichen Arbeiten in den Bereichen Kartenproduktion, thematische Kartographie und Kartenprojektionen durchgeführt. Die übertragung von Jacques Bertin's "Graphische Semiologie" auf die moderne Thematische Kartographie ist einer von Spiess' wichtigsten Beiträgen zur kartographischen Forschung. Nichtsdestotrotz erachtete er die erfolgreiche Anwendung der theoretischen Grundsätze als ebenso wichtig. Dieser erfolgreiche Ansatz führte zu vier Lieferungen des "Atlas der Schweiz", zu deren Herstellung speziell entwickelte Computer-Programme eingesetzt wurden. Spiess initiierte ebenfalls die Entwicklung einer interaktiven Version des "Atlas der Schweiz". 1993 publizierte er eine komplett überarbeitete Ausgabe des "Schweizer Weltatlas", des offiziellen Schweizer Schulatlas. Er verband erfolgreich die Gestaltungselemente von Imhof's Vorgänger-Atlas mit den Konzepten der modernen Thematischen Kartographie und Kartengestaltung, sowie mit digitalen Herstellungsverfahren. Ernst Spiess ist bis heute Chefredaktor dieses Atlas, welcher 1997 mit dem Preis der International Cartographic Association (ICA) ausgezeichnet wurde.

Von 1972 bis 1976 war Spiess Gründungsvorsitzender der Commission on Cartographic Technologies der ICA. Er war zweimal Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kartographie und einmal Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Photogrammetrie. Zudem war er Schweizer Vertreter an verschiedenen UNO-Kongressen über Geographische Namen und er war Mitglied des deutschsprachigen Ständigen Ausschuss für Geographische Namen.

1994 verlieh die Universität Basel Ernst Spiess den Titel eines Ehrendoktors für seine Arbeiten in den Bereichen der Thematischen Kartographie und der Atlaskartographie. Ernst Spiess ist Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Kartographie und seit 1997 ihr Ehrenpräsident. 1995 wurde er zum Honorary Fellow der ICA ernannt. Im Jahre 2005 verlieh ihm die ICA ihre höchste Auszeichnung, die Carl Mannerfeldt Goldmedaille.