Mitteilung des Rektors zum Austauschstudium

Konsequenzen der am 9. Februar 2014 angenommenen Initiative  gegen die Masseneinwanderung?

Liebe ETH-Studierende

In den letzten Tagen haben viele von Ihnen das Rektorat und mich persönlich gefragt, welche Konsequenzen die am 9. Februar 2014 angenommene Initiative gegen die Masseneinwanderung haben wird. Die ehrliche Antwort darauf lautet: ich weiss es nicht. Die Initiative hat eine allgemein gefasste Verfassungsänderung zu Folge, die erst in einem noch zu formulierenden Ausführungsgesetz konkretisiert wird. Dafür stehen drei Jahre zur Verfügung, und der politische Prozess kann danach noch weiter gehen. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation, wie diese Regelungen aussehen werden und wie sich die Annahme der Initiative konkret auswirkt. Sie sehen also, wir müssen jetzt alle etwas Geduld haben.

Was ich hingegen weiss: Der internationale Austausch ist für die Bildung und Forschung zentral. Zusammen mit den Leitungsgremien aller anderen Hochschulen der Schweiz ist auch die ETH-Schulleitung aktiv und versucht, die zuständigen Stellen in Bern davon zu überzeugen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich fast alle Ansprechpartner auf nationaler Ebene der zentralen Rolle von Bildung und Forschung bewusst sind und dass die grosse Bedeutung des internationalen Austausches für das wirtschaftliche Wohlergehen der Schweiz unbestritten ist. Gleichzeitig gilt es, den berechtigten Sorgen und Ängsten weiter Kreise der Bevölkerung Rechnung zu tragen und einen politisch tragfähigen Kompromiss zu finden. Dieser in der Vergangenheit oft und meistens erfolgreich begangene Weg ist lang, und das Resultat heute noch nicht absehbar.

In der Zwischenzeit wird die Schulleitung aber mit pragmatischen und unbürokratischen Mitteln dafür sorgen, dass die ETH weiterhin eine weltoffene und international anerkannte Ausbildungsstätte bleibt. Drei Phasen lassen sich darin unterscheiden:

  1. Für ETH-Studierende, die bereits einen Auslandsaufenthalt angetreten haben, und für Studierende aus dem Ausland, die zurzeit an der ETH sind, ändert sich vorderhand nichts.
  2. Für die Übergangszeit – bis das Ausführungsgesetz in Kraft tritt – wird die ETH Lösungen im Rahmen der bisherigen Austauschprogramme suchen. Die bilateralen Abkommen, welche die ETH mit vielen Hochschulen auf der ganzen Welt abgeschlossen hat, sind nicht betroffen und werden fortgesetzt. Für das sistierte Erasmus+ Programm wird eine ETH-interne Finanzierung sichergestellt, sofern dies nicht auf eidgenössischer Ebene geschieht. Diese Finanzierung wird ETH-Studierenden einen Auslandaufenthalt erlauben, und umgekehrt werden interessierte internationale Studierende dadurch weiterhin ein Austauschstudium an der ETH aufzunehmen können.
  3. Wenn dann das Ausführungsgesetz in Kraft getreten ist, wird die ETH die vorhandenen Möglichkeiten voll ausschöpfen und dafür sorgen, dass die ETH weiterhin eine hervorragende und weltweit vernetzte Hochschule bleibt. Die entsprechenden Massnahmen werden wir rechtzeitig in Angriff nehmen. Wir werden diese Diskussionen in engem Kontakt mit dem VSETH und dem AVETH angehen und Sie darüber auf dem Laufenden halten.

Zum Schluss möchte ich Sie bitten, sich von den Ereignissen nicht zu stark ablenken zu lassen, sondern weiterhin mit grossem Engagement und grosser Freude sich Ihrem spannenden Studium zu widmen. Wenn Sie an einem Auslandaufenthalt interessiert sind, wenden Sie sich bitte an http://www.mobilitaet.ethz.ch, wo Sie die Spezialistinnen und Spezialisten des Rektorats beraten. Sprechen Sie aber auch mit Ihren Professorinnen und Professoren. Diese haben viele Kontakte weltweit und können für Sie beispielsweise Masterarbeiten an anderen Hochschulen organisieren.

Mir persönlich ist es ein grosses Anliegen, dass die ETH weiterhin eine weltoffene Hochschule bleibt und wir gemeinsam die Willkommenskultur weiterhin pflegen und ausbauen können. Ich danke Ihnen allen, wenn Sie uns dabei unterstützen. So tragen Sie nicht nur zu Ihrem persönlichen Weiterkommen, sondern auch zum Erfolg der ETH und damit der Schweiz bei.

Lino Guzzella
Rektor der ETH Zürich

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