Rücktritt nach acht Jahren Einsatz für die Forschung

Detlef Günther gibt sein Amt als Vizepräsident für Forschung auf Ende 2022 ab. Nach acht Jahren, in denen er die Bereiche Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich massgeblich gestaltet hat, möchte er für die kommenden Jahre in seine Forschungsgruppe zurückkehren.

Detlef Günther vor einem Gebäude auf dem ETH-Campus
Seit Januar 2015 ist Detlef Günther Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich. Nun gibt er sein Amt ab. (Bild: ETH Zürich / Jasmin Frei)

Nach zwei Amtsperioden hat sich Detlef Günther entschieden, per 31.12.2022 seine Funktion als Vizepräsident für Forschung niederzulegen, in seine noch aktive Forschungsgruppe am Departement für Chemie und angewandte Biowissenschaften (D-CHAB) zurückzukehren und sich damit wieder voll der Lehre und der eigenen Forschung zu widmen. «Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um noch einmal spannende Entwicklungen in der Forschung der analytischen Chemie mitzugestalten», sagt Detlef Günther. «Ich möchte mit meinen Doktorierenden noch ein paar neue Forschungsideen umsetzen.»

Leidenschaft für die Forschung an der ETH

«Das Herz von Detlef hat immer für die Forschung und die Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich geschlagen und er hat es mit seinem immensen Einsatz als Vizepräsident möglich gemacht, dass neue Forschungsthemen erschlossen wurden, die interdisziplinäre Forschung gestärkt wurde und neue Zentren entstanden sind. Ich bedaure seinen Rücktritt per Ende Jahr sehr und bedanke mich bei ihm herzlich für seinen herausragenden Einsatz im Dienste unserer Forschung, unserer Wirtschaftsbeziehungen und des Wissenstransfers», betont der Präsident der ETH Zürich. Joël Mesot zeigt aber auch Verständnis für diesen Entscheid: «Ich bin ja selbst Forscher – deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, dass Detlef Günther nochmals zu 100 Prozent zurück in die eigene Forschung möchte.»

Besonders stark eingesetzt hat sich der passionierte Fussballkenner Günther mit enzyklopädischem Gedächtnis für die Stärkung der Grundlagenforschung. In seiner Amtszeit und auf sein Betreiben hat die ETH verschiedene Plattformen mit herausragender Infrastruktur auf- und ausgebaut sowie neue Kompetenzzentren gegründet. Zuletzt etwa das Zentrum für Künstliche Intelligenz, dem inzwischen über 100 Professor:innen der ETH Zürich angehören oder der Tumor Profiler und die digitale Versuchs- und Interventions-Plattform, welche die medizinische Forschung der ETH weiter voranbringen sollen. In den letzten Jahren durfte die ETH Zürich auch viele Erfolge im Rahmen der europäischen Forschungsförderung erzielen. Deshalb hat sich Detlef Günther jüngst auch mit viel Energie gegen den Ausschluss der Schweiz aus dem ERC gewehrt. Auch sein Engagement gegen ein vollständiges Tierversuchsverbot zeugt von seiner tiefen Überzeugung, dass gute Forschung nur dort entsteht, wo sie sich frei entfalten kann.

Erfolge in Wirtschaftsbeziehungen und Transfer

Von 2015 bis 2020 war Detlef Günther nicht nur für den Bereich Forschung, sondern auch für die Wirtschaftsbeziehungen und den Transfer des Wissens in die Gesellschaft zuständig (vgl. Kasten «Werdegang und Verdienste»). «Die Begleitung und aktive Förderung unserer Spin-off-Aktivitäten hat mir viel Freude bereitet», sagt Detlef Günther. In seiner Amtszeit hat sich die Zahl der ETH-Ausgründungen konstant erhöht. «Und auch das Pioneer-Fellow-Programm zur Förderung von Nachwuchsforschenden und ihren innovativen Ideen, das mein Vorgänger ins Leben gerufen hat, hat sich prächtig entwickelt», freut sich der Ende Jahr abtretende Forschungsverantwortliche der ETH Zürich.

Nachfolgesuche beginnt

Wie schon bei der Teilpensionierung von Robert Perich, ist ETH-Präsident Joël Mesot auch bei Detlef Günther dankbar, dass dank der frühzeitigen Ankündigung des Rücktritts jetzt Zeit bleibt für eine geordnete Suche nach einer guten Nachfolgelösung. Joël Mesot: «Die Forschung ist neben der Lehre das Herzstück der ETH Zürich. Die Besetzung dieser Schlüsselposition ist daher für die Entwicklung der ETH Zürich entscheidend und hat für mich in den nächsten Wochen die höchste Priorität». 

Detlef Günthers Werdegang und Verdienste

Der Ende Dezember 2022 abtretende Vizepräsident für Forschung hat seine Ausbildung und sein Doktorat am Departement für Chemie der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg in der damaligen DDR absolviert. Dort startete er auch seine akademische Karriere, die ihn im weiteren Verlauf vom Institut für Pflanzenbiochemie in Halle an das Departement für Erdwissenschaften an der Universität von Neufundland in Kanada und im Jahr 1995 als Postdoktorand an die ETH Zürich geführt hat. Nach Zürich geholt hatte ihn Christoph Heinrich im Departement Erdwissenschaften (D-ERDW), um an der ETH eine laserbasierte Methode für die Mikroanalytik aufzubauen.

1998 wechselte Detlef Günther als Assistenzprofessor ins Departement für Chemie und angewandte Biowissenschaften (D-CHAB). Seine Tenure erhielt er im Jahr 2003. Seit 2008 ist Detlef Günther ordentlicher Professor für Spurenelement- und Mikroanalytik im Laboratorium für Anorganische Chemie (LAC). 42 Studierende haben bei Detlef Günther doktoriert, zurzeit umfasst seine Gruppe sieben Doktorierende.

Seine Hauptforschungsgebiete sind Geräte- und Methodenentwicklungen für die Elementspuren- und Isotopenanalytik. Seine erste Idee an der ETH schlug gleich ein: Mit einer Geräteentwicklung im D-ERDW gelang es ihm, mit einem Laserstrahl feinste Löcher in Quarze zu bohren und damit erstmals die chemischen Elemente von Mikroeinschlüssen zu quantifizieren. Das Laser-Ablations-System wird heute weltweit zur direkten Festkörperanalyse eingesetzt. Im Laufe seiner Karriere publizierte Detlef Günther mit seiner Forschungsgruppe über 400 Manuskripte und hat mehrere Auszeichnungen erhalten, so etwa den Ruzicka-Preis der ETH Zürich im Jahr 2002, den Europäischen Preis für Plasma-Spektrochemie 2003 oder den Simon-Widmer-Award 2015.

Seit 2014 ist Detlef Günther auch Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina in Deutschland. Aktuell ist er zudem Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Österreichischen Instituts für Technologie sowie Mitglied des Universitätsrats der TU Darmstadt.

Bevor Detlef Günther im Jahr 2015 sein Amt als Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen angetreten hat, war er bereits seit mehreren Jahren in ETH-Führungsfunktionen tätig: So etwa zwei Jahre als Leiter des LAC und 2010-2012 auch als Vorsteher des Departements CHAB. Detlef Günther war auch Mitglied des Tenure-Komitees sowie der Strategiekommission der ETH Zürich.

Detlef Günther hat in seiner Zeit als Vizepräsident die Forschungsinhalte stark geprägt, individuelle und interdisziplinäre Forschung gefördert, die Zusammenarbeit mit der Industrie gestärkt und die Ethik in der Forschung vorangetrieben. Es wurden Plattformen und Kompetenzzentren auf- und ausgebaut. Sein spezielles Augenmerk richtete sich auf die Erweiterung der medizinischen Forschung an der ETH Zürich, zum Beispiel Personalized Health and Related Technologies (PHRT), SPHN, the LOOP, das Botnar Research Center for Child Healthcare (BRCCH) oder das Future Health Technology Programm am SEC in Singapur. Von 2015 bis 2020 wurden unter seiner Ägide die Gründung von 166 ETH-Spin-offs ermöglicht.

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