Studieren im Ausland zu Pandemiezeiten

Studieren im Ausland ist beliebt. Doch was bedeutet die Studierendenmobilität in Zeiten der Pandemie? Andrea Rothenbühler, Leiterin der Mobilitätsstelle, erklärt im Interview, wieso gerade jetzt ein Infomarkt durchgeführt wird und ob und wann die Studierenden in den Austausch gehen können.

Studierendenmobilität ETH
Am Infomarkt der Mobilitätsstelle vom 29. Oktober erfahren Studierende alles Wissenswerte über mögliche Austauschprogramme (Bild: ETH Zürich / Alessandro Della Bella). 

Frau Rothenbühler, ist das Studieren im Ausland trotz schwieriger Pandemiesituation ein Thema, besteht eine Nachfrage?

Das Interesse ist auf jeden Fall da. Deshalb führen wir den  Infomarkt der Mobilitätsstelle am 29. Oktober trotzdem durch, dieses Jahr aufgrund der Umstände aber virtuell. Wir haben schon einige Anfragen via E-Mail, per Telefon und am Schalter erhalten. Auch bei den Departementen melden sich die Studierenden. Obwohl die Unsicherheit bei den Studierenden gross ist, könnte es gut sein, dass für das akademische Jahr 2021/22 mehr Bewerbungen eingehen als gewöhnlich.

Warum rechnen Sie mit mehr Bewerbungen?

Es gibt viele Studierende, die dieses Jahr nicht in den Austausch konnten, weil ihre Bewerbung storniert werden musste oder sie sich aufgrund der Umstände auf eigenen Wunsch zurückgezogen haben. Einige dieser Bewerberinnen und Bewerber ziehen nun in Betracht, ihren Austausch auf nächstes Jahr zu verlegen. Mit der neuen Kohorte, die sich im kommenden Jahr bewirbt, können sich die Bewerbungen daher häufen. Insgesamt haben wir im Coronajahr mehr zu tun, weil ein grosser Informationsbedarf seitens der Studierenden und Partneruniversitäten besteht und sich die Situation laufend wieder ändert.

Portrait Rothenbühler
Andrea Rothenbühler, Leiterin der Mobilitätsstelle (Bild: ETH Zürich) 

Wie sieht denn die Planung für das nächste Jahr aus?

Was im Frühjahrssemester 2021 möglich sein wird, entscheidet sich nächste oder übernächste Woche. In Bezug auf das akademische Jahr 2021/22 gehen wir zurzeit davon aus, dass Studieren im Ausland möglich sein wird. Im Moment hat noch keine unserer Partnerhochschulen für das Herbstsemester 2021 oder das ganze akademische Jahr abgesagt. Vieles hängt natürlich auch davon ab, wie das Semester an der ETH ablaufen wird, da für einen funktionierenden Austausch immer beide Richtungen abgedeckt müssen. Überall ist der Wille da, Studierendenmobilität wieder zu ermöglichen. Aber eine verlässliche Zusage kann im Moment noch niemand machen.

Was müssen Studierende bei der Bewerbung für das akademische Jahr 2021/22 beachten?

Interessierte Studierende können sich ab dem 29. Oktober bei der Mobilitätsstelle bewerben, beziehungsweise je nachdem zuerst bei ihrem Departement, falls dieses eine interne Vorauswahl vornimmt. Es muss ihnen einfach bewusst sein, dass sie sich für etwas bewerben, von dem sie noch nicht mit Sicherheit wissen, ob es stattfinden kann. Was sie auch bedenken sollten: Viele Studierende bewerben sich vielleicht nur für den Frühling 2022, in der Hoffnung, dass zu diesem Zeitpunkt die Krise überstanden ist. Die Partnerhochschulen haben aber nur ein bestimmtes Kontingent an Plätzen, die über die beiden Semester hinweg verteilt werden müssen. Daher können wir jeweils nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung stellen. Wer flexibel ist bezüglich der Semester, hat höhere Chancen, einen Platz zu erhalten. 

Gibt es eine Alternative, wenn ein Austausch im Ausland nicht möglich ist?

Was wir garantieren können ist die Mobilität innerhalb der Schweiz. Dort beobachten wir ein steigendes Interesse. Ein Austausch innerhalb der Schweiz bietet viele Vorteile: Neben den kurzen Distanzen kann man über Sprachgrenzen gehen und in einen anderen Kulturraum eintauchen. Beliebt ist vor allem unsere Schwesterinstitution, die École Polytechnique Fédérale Lausanne (EPFL). Auch die Fakultät für Architektur der Università della Svizzera Italiana in Mendrisio findet Anklang bei Architektur-Studierenden. Ein Studienaufenthalt in der Schweiz lässt sich mit wenig Aufwand realisieren und bietet trotzdem eine schöne Austauscherfahrung. 

Wie viele Studierende befinden sich aktuell im Austausch und an welchen Destinationen?

Anfang Juni hatten wir entschieden, dass wir die Austauschprogramme ausserhalb Europas nicht durchführen, weil das Risiko schlichtweg zu hoch ist, nicht zuletzt wegen der ganzen Reisebeschränkungen. Viele Partnerhochschulen hatten zu diesem Zeitpunkt von sich aus bereits den Austausch sistiert. Insgesamt mussten bisher über 400 geplante Austauschaufenthalte aufgrund der Pandemie storniert werden. Diesen Herbst haben wir aber immerhin 55 Outgoing-Studierende innerhalb Europas, was etwa halb so viel ist wie im Vorjahr. Diese sind unter anderem in England, Spanien und Skandinavien im Austausch. Weitere 22 Studierende sind für Projektarbeiten innerhalb Europas unterwegs, was dem üblichen Rahmen entspricht. Zusätzlich sind 15 Austauschstudierende in der Schweiz geblieben, unter anderem an der EPFL, was normale Zahlen sind.

Weiterführende Informationen 

Infomarkt der Mobilitätsstelle 

Mobilität an der ETH

Austauschprogramme sind unter den ETH-Studierenden sehr beliebt, nicht zuletzt wegen dem Netzwerk von über 100 Partneruniversitäten, das die ETH ihren Studierenden anbieten kann. Insgesamt macht fast ein Viertel aller Studierenden eine Austauscherfahrung, gerechnet auf die Anzahl der Bachelorabsolventen.

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