Stefan Wiemer neuer Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes

Professor Stefan Wiemer wird neuer Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED). Die Schulleitung ernannte den 46-Jährigen, der seit Januar 2012 den SED bereits interimistisch geleitet hatte, zum Nachfolger von Professor Domenico Giardini.

Stefan Wiemer wird die vielfältigen Aktivitäten und Mandate des SED als Fachstelle des Bundes für Erdbeben weiterführen. Kernaufgaben sind die seismische Überwachung und die Gefährdungsabschätzung in der Schweiz. Besonders wichtig für Stefan Wiemer ist es, das Wissen über seismologische Vorgänge nach aussen zu tragen. Dazu gehört es, Behörden, Medien und Bevölkerung umfassend und angemessen zu informieren und Studierende auszubilden. Daneben möchte Stefan Wiemer Freiräume schaffen, um neuen Entwicklungen nachzugehen. «Die vermehrte Nutzung von Geoenergien bringt auch für den SED Herausforderungen mit sich. Ich freue mich sehr darauf, diese anzugehen», sagt Stefan Wiemer.

Stefan Wiemer diplomierte 1992 an der Ruhr Universität Bochum (D) in Geophysik. Im Jahr 1999 wechselte er nach seiner Promotion an der Universität Fairbainks Alaska (US) und einem Postdoc in Tskukuba (JP) als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum SED. Dort baute er zwei Arbeitsgruppen auf, die er auch leitete. Ab Januar 2012 übernahm er die interimistische Gesamtleitung des SED. Soeben hat ihn die Schulleitung zum ordentlichen Professor für Seismologie ernannt. «Wir freuen uns ausserordentlich, dass wir in Stefan Wiemer einen neuen Direktor gefunden haben, der den SED bestens kennt und auf einen grossen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Damit ist die Kontinuität in der für die ganze Schweiz so bedeutenden Fachstelle gewährleistet», sagt ETH-Präsident Ralph Eichler.

Erdbebengefährdung als Spezialgebiet

Stefan Wiemer erforscht die Auswirkungen von Erdbeben und untersucht, welche Prozesse in der Erdkruste Erdbeben auslösen. Ausserdem beschäftigt er sich mit der zeitabhängigen Erdbebengefährdung, wobei er der Frage nach geht, ob aufgrund von mikro-seismischen Daten genauere Prognosen möglich sind. Zusammen mit seinem Team entwickelte er in den vergangen zehn Jahren neue Methoden und Softwarelösungen, um die Qualität von Datenkatalogen zu analysieren, die alle in einem Land aufgezeichneten Erdbeben erfassen. Seit das Geothermieprojekt in Basel 2006 deutlich verspürte Erdbeben auslöste, beschäftigt sich Stefan Wiemer auch mit Erschütterungen, die von Menschen verursacht werden.

Als weltweit anerkannter Experte für seismische Gefährdung ist Stefan Wiemer Mitglied zahlreicher Gremien und verfasst Gutachten, wie beispielsweise im Rahmen der "PEGASOS"-Studien zur Erdbebengefährdungsanalyse von Schweizer Kernkraftwerken. Er war auch verantwortlich für die Berechnung der Schweizerischen Erdbebengefährdungskarte 2004. An der ETH Zürich betreut er zahlreiche Master- und Doktorarbeiten und hält Vorlesungen in Seismologie und Erdwissenschaften.

Der Schweizerische Erbebendienst

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) ist die Fachstelle des Bundes für Erdbeben und an der ETH Zürich angesiedelt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Stärke und Häufigkeit von Beben in der Schweiz zu überwachen und die Erdbebengefährdung zu untersuchen. Zur Überwachung der Erdbebenaktivität in der Schweiz und in den an-grenzenden Gebieten betreibt der SED ein landesweites seismologisches Messnetz mit hochempfindlichen Breitband-Seismographen und Starkbeben-Messgeräten. Der SED zählt ca. 60 Mitarbeitende und führt zudem an der ETH Zürich zahlreiche Forschungsprojekte durch mit derzeit 15 Doktorierenden. Als Fachstelle des Bundes für Erdbeben berät der SED Industrie und Behörden. Dies betrifft zum Beispiel Geothermieprojekte, aber auch die seismische Überwachung in Zusammenhang mit Standort-Abklärungen für Kernkraftwerke und möglicher geologischer Tiefenendlager. Schliesslich nimmt der SED eine wichtige Informations- und Aufklärungsaufgabe gegenüber der Bevölkerung wahr. Im Fall eines Erdbebens innerhalb und ausserhalb der Schweiz stellen SED-Mitarbeiter ihr Expertenwissen Medien und der Bevölkerung zu Verfügung. Mehr Informationen zum SED unter: www.seismo.ethz.ch.

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