Betreuung der Doktorierenden stärken

Laut einer Umfrage der Assistierenden-Vereinigung (AVETH) überwiegt bei ETH-Doktorierenden zwar die Zufriedenheit mit ihrer Betreuung durch die Professorinnen und Professoren. Aber es wurden auch klare Defizite deutlich. Die Betreuung der Doktorierenden wird optimiert.

Vergrösserte Ansicht: Betreuung
Das Betreuen von Doktorierenden ist komplex. Die ETH will eine motivierende Führungskultur in Ausbildung und Forschung noch stärker fördern. (Bild: ETH Zürich / Simon Tanner)

Das Doktorat an der ETH ist ein besonderer Leistungsausweis: Deshalb wird von den Doktorierenden viel verlangt, wissenschaftlich wie auch in Bezug auf das persönliche und zeitliche Engagement. Um ein Doktorat erfolgreich zu bestehen, brauchen die Studierenden zudem eine gute Betreuung durch Professorinnen und Professoren.

Eine im Herbst 2017 durchgeführte und von 37 Prozent der rund 4’100 Doktorierenden beantwortete Umfrage der Mittelbauvereinigung AVETH (auf Englisch) zeigt: Die Mehrheit der Befragten ist generell zufrieden mit Ihrer Betreuungsperson. Fast ein Drittel bemängelt jedoch, dass die Chefin oder der Chef die Mentorenfunktion zu wenig wahrnimmt. Die Rede ist von zu wenig zeitlicher Präsenz oder zu wenig inhaltlichem Engagement des Professors oder der Professorin. Knapp ein Viertel der an der Umfrage Teilnehmenden gab sogar an, dass der oder die Vorgesetzte das Machtgefälle ihnen gegenüber schon in missbräuchlicher Weise ausgenutzt habe.

Guter Zeitpunkt für Lösungen

«Die Befunde dieser AVETH-Umfrage liefern der Schulleitung der ETH wertvolle Hinweise», sagt Rektorin Sarah Springman. «Zunächst bin ich froh, dass unsere Doktorierenden mehrheitlich zufrieden sind mit ihrer Betreuungssituation. Denn es ist klar: Der Wissenschaftsbetrieb ist anspruchsvoll und zuweilen hart. Junge Forscherinnen und Forscher müssen lernen, mit Druck umzugehen», so die ETH-Rektorin. «Aber ein konstruktiver und respektvoller Umgang miteinander und das bewusste Fördern der Doktorierenden ist ebenfalls zentral für herausragende Leistungen. Insofern nehmen wir die von den Befragten geäusserten Defizite in der Betreuung sehr ernst.»

Die ETH befasse sich gerade intensiv mit der Situation der Doktorierenden, so Sarah Springman weiter. Die Umfrage komme deshalb zum richtigen Zeitpunkt. «Wir haben im November 2017 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um eine motivierende Führungskultur in Ausbildung und Forschung weiter zu fördern und noch stärker zu etablieren». Das Thema wurde ausserdem in allen Dialogen der Schulleitung mit den Departementen in diesem Frühjahr behandelt. Erste Resultate und Massnahmenvorschläge der Arbeitsgruppe Doktorat wurden an der Konferenz der Departementsvorsteher vom 8. Mai ausführlich diskutiert.

Konkrete Ideen bestehen

Leiter der Arbeitsgruppe ist Antonio Togni, Prorektor für das Doktorat und ETH-Chemieprofessor. «Unsere Analyse und die bisherigen Diskussionen haben bereits konkrete Verbesserungsvorschläge ergeben», so der Prorektor. «Denkbar ist, dem Doktorierenden neben Doktorvater oder -mutter eine weitere Betreuungsperson zur Seite zu stellen oder regelmässige schriftliche Feedbacks der Betreuungsperson zur Doktorarbeit für obligatorisch zu erklären. Auf jeden Fall muss dem Forschungsplan in allen Departementen der ihm zustehende, zentrale Stellenwert beigemessen werden».

Partnerschaft statt Gefälle

Das Betreuen von Doktorierenden sei eine komplexe pädagogische Aufgabe, hält Antonio Togni fest. Entsprechend sollte die Kompetenz der Professorinnen und Professoren für die Supervision gestärkt werden, etwa mit einem verpflichtenden Kursangebot. «Das Ziel der ETH sollte es meinem Verständnis nach sein, die nicht mehr zeitgemässe Asymmetrie zwischen Professoren und Doktoranden durch eine Partnerschaft von Lernenden, eine «Learning Alliance», zu ersetzen, so Togni. Die Vorgesetzten haben darin nicht die Rolle derer, die alles wissen und bestimmen. Sie sollten vielmehr eine Mentorenrolle einnehmen. «Es sollte auch darauf hingearbeitet werden, dass sich die Doktorierenden im Verlaufe ihres Doktorats zunehmend von ihrem Betreuer emanzipieren.» Denn das sei schliesslich das Ziel eines erfolgreichen Doktorats: «Die Heranbildung selbständiger, kritisch denkender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.»

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