Raus aus dem Hörsaal

Die Plattform Omleth hilft Dozierenden, Lernparcours im Freien zu konzipieren und umzusetzen. Sie ist eines von 25 Projekten, die an der ersten Learning and Teaching Fair der ETH Zürich präsentiert werden.

Gruppe draussen mit der Lern-App Omleth
Mit der Plattform Omleth absolvieren Studierende einen Lernparcours. (Bild: ETH Zürich / Christian Sailer)

Was charakterisiert eine Stadt oder ein Quartier? Sicher die einzelnen Bauten, ihre Form und ihre Anordnung. Aber auch die Verkehrswege und Grünflächen dazwischen. Dann natürlich die Bewohnerinnen und Besucher, der Lärmpegel, die Gerüche – und vieles mehr. Manche dieser Eigenschaften können auf Plänen, Fotos oder Videos abgebildet werden, doch einen richtigen Eindruck gewinnen wir nur vor Ort. Dann, wenn wir ein Quartier oder eine Strassenecke mit allen Sinnen erleben.

Plattform für Parcours im Freien

Aus diesen Überlegungen ist Christian Sailer ein Anhänger von Lehrveranstaltungen, die draussen stattfinden: «Kontext spielt eine grosse Rolle im episodischen Gedächtnis eines Lernenden, weil das Sehen, Hören und Riechen unterschiedliche Zentren im Gehirn aktivieren», erklärt der Doktorand am Institut für Kartografie und Geoinformation. Im Rahmen seiner Dissertation bei Professor Martin Raubal hat er die Plattform Omleth entwickelt, die Dozierende bei der Konzeption und Durchführung von Lern-Parcours im Freien unterstützt. Der Name steht für ortsbezogenes, mobiles Lernen an der ETH.

Portrait Christian Sailer
Christian Sailer schuf die Plattform Omleth. (Bild: zVg C.Sailer)

«Omleth ist im Grunde ein browserbasiertes geografisches Informationssystem (GIS)», erklärt Sailer. «Dozierende können über den Parcours Creator die von den Studierenden zu besuchenden Stationen festlegen und – so wie wir das von Lehrplattformen wie zum Beispiel Moodle kennen – zu den einzelnen Stationen Material hinterlegen: Texte, Bilder, Tondateien oder Videos.» Die Studierenden ihrerseits rufen über den Parcours Player die Applikation auf, besuchen die einzelnen Stationen und lösen die gestellten Aufgaben. Das kann eine Multiple-Choice-Aufgabe sein, das Verfassen eines kurzen Textes oder das Senden eines Bildes oder eines Videos.

Interaktion mit Studierenden

«Speziell an Omleth ist, dass die Dozierenden auf Wunsch mit den Studierenden interagieren können», betont Sailer. Sie haben die Möglichkeit, die Lernenden auf interaktiven Karten in Echtzeit zu verfolgen und können sie mit der eingebetteten Kommunikationsapp auch direkt anschreiben. Oder aber sie analysieren die Parcours im Nachhinein. «So gewinnen sie Einsichten darüber, wie viele Studierende die Aufgaben gelöst haben, was Schwierigkeiten bereitete und welche Aspekte sie in der nächsten Lektion sinnvollerweise vertiefen», erklärt Sailer. Auch die Lernenden selbst können ihre Spuren zurückverfolgen und für die Nachbearbeitung auf die Aufgaben zugreifen.

Erstmals eingesetzt wurde Omleth in 2014, dem ersten Entwicklungsjahr, und zwar von Harald Stühlinger in einer Lehrveranstaltung zur Geschichte des Städtebaus. Nach diesem ersten Test konzentrierte sich Sailer auf die Weiterentwicklung der Plattform. Innerhalb der ETH fand er bisher noch wenig Resonanz auf sein Projekt, ausserhalb der ETH wurden aber bereits über 100 Parcours mit Omleth durchgeführt, insbesondere auf Sekundarstufe I und II, wo die Plattform auf grosses Interesse stösst.

Anwenderinnen gesucht

Um auch ETH-Dozierende zu motivieren, Gruppenexkursionen in ihre Lehrveranstaltungen einzubauen, präsentiert Sailer sein Hilfsmittel an der ersten Learning and Teaching Fair der ETH Zürich vom 14. November. Ansprechen möchte er nicht nur Architekten und Bauingenieurinnen, sondern auch Umweltnaturwissenschaftler und viele weitere Dozierende, die ihren Studierenden mit Exkursionen einen Mehrwert bieten können.

Learning and Teaching Fair

Omleth ist eines von 25 Projekten, die an der ersten Learning and Teaching Fair der ETH Zürich vom 14. November gezeigt werden. Mit diesem Anlass, der aus den jährlichen Innovedum-Treffen hervorgegangen ist, will der Bereich der Rektorin Dozierenden eine Plattform bieten, innovative Lehrformen auszuprobieren und sich über ihre Wirkung auszutauschen. So verschieden die Lehrinhalte – 13 Departemente sind beteiligt – so unterschiedlich sind die Projekte, die vorgestellt werden: Sie reichen von Kaffeevorlesungen bis zum Einsatz von Augmented-Reality-Brillen. Darüber hinaus bietet die «Lern- und Lehrmesse» Gelegenheit für einen Ideenaustausch mit Projektleiterinnen und -leitern, Mitgliedern der Lehrkommission, Lehrspezialistinnen und -spezialisten der Departemente, mit Studierenden – und mit anderen Dozierenden.

Keynote:  Digital Technology in Education: A Toolbox, not a Magic Lamp - Jörn Loviscach, Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der FH Bielefeld.

Learning and Teaching Fair, 14. November 2018, 16.00 Uhr, ETH Zürich, Hauptgebäude. Weitere Informationen

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