Traumberuf: Robotiker

Wie erfüllt man sich seinen Berufswunsch? Andrea Censi erklärt zum Semesterbeginn Robotik-Interessierten, wie es ihm gelang, sich beruflich mit selbstfahrenden Autos zu beschäftigen.

Andrea Censi

Ich wollte schon als Kind immer Roboter programmieren und habe heute das Glück, dass ich genau dies tue. Nur: An selbstfahrende Autos dachte ich damals nie. Ehrlich gesagt, stellte ich mir vor, dass meine Roboter wie der goldige Humanoid C-3PO aus Star Wars aussehen würden, mit ungeschickten Armen und einer Roboterstimme. Selbstfahrende Autos hingegen haben keine Arme und sie reden nicht viel. Sie sagen «Willkommen», wenn du einsteigst, und «Auf Wiedersehen», wenn du aussteigst, aber für den Rest der Fahrt sind sie still. Tatsächlich ist für uns Designer das beste Ergebnis, wenn der Beifahrer nicht einmal merkt, dass das Auto selbst fährt – es sei denn, er sieht den leeren Fahrersitz.

Hollywood Symbolbild
Als Kind malte sich Andrea Censi aus, einmal humanoide Roboter wie C-3PO (rechts) oder R2D2 aus Star Wars zu programmieren. (Bild: jpgfactory / iStock.com)

Ich habe das Glück, zwei Aufgaben gefunden zu haben, die mich faszinieren und die sinnvoll sind: Als Forscher an der ETH Zürich und als Forschungsdirektor bei Nutonomy1 spiele ich den ganzen Tag mit Robotern und helfe so mit, die Strassen der Zukunft für alle sicherer zu machen. Doch wie habe ich meinen Kindheitstraum verwirklicht und bin so in diesem Forschungsgebiet gelandet? Hier eine kleine Anleitung für alle, die gerne irgendwann einmal Roboter entwickeln wollen.

Beginne mit Mathematik und Physik!

Wer Roboter bauen will, braucht nicht in erster Linie einen Schraubenzieher, sondern eine solides Grundlagenwissen in Mathematik und Physik. Dies ermöglicht es dir, auch komplexe Themen wie Steuerungstheorie, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz zu verstehen.

Und vergiss nicht, dich auch mit Informatik zu beschäftigen und etwas über Softwareentwicklung zu lernen – ein Roboter braucht Millionen von Codezeilen, damit er sich intelligent verhalten kann. Elegante Formeln sind nutzlos, wenn du sie nicht in Code übersetzen kannst.

Darum: Ohne eine fundierte Ausbildung geht gar nichts – übrigens herzliche Gratulation, falls du in den nächsten Tagen ein Studium an der ETH beginnst. Hier bist du an der richtigen Adresse!

Theorie und Realität sind nicht identisch

Nachdem du dir eine solide Grundlage erarbeitet hast, schnappst du dir am besten möglichst schnell einen echten Roboter. Dabei wirst du feststellen, dass Theorie und Realität nicht identisch sind. Als Bachelorstudent habe ich meine ersten Erfahrungen an einem Robocup-Wettbewerb gemacht. Ich entdeckte, dass das Hauptproblem bei Robotern darin besteht, dass die Batterien nie geladen sind, wenn man sie braucht. Mein Job war es, die Batterien des Roboters aufzuladen. (Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich diese Aufgabe delegieren konnte.)

An der ETH gibt es viele Forschungsgruppen mit unterschiedlichen Möglichkeiten, sich mit echten Robotern zu beschäftigen von der Bachelor- bis zur Master- und Doktorarbeit. Hier findest du ganz bestimmt etwas, das dich interessiert: Roboter mit oder ohne Arme, mit Beinen, Rädern oder Propellern – was auch immer du bevorzugst.

Robotikerinnen erwünscht!

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Die Hälfte der Talente auf der Welt sind Frauen, aber leider sind sie in der Robotik immer noch die Minderheit. Das ist schade: Roboter werden in der Gesellschaft allgegenwärtig sein, und wir brauchen die Perspektive - aller (und alle Talente). Die Robotikerinnen, die ich bislang treffen durfte, sind grossartig: Frauen wie die ETH-Professorin Margarita Chli oder Koryphäen wie Professorinnen Daniela Rus vom MIT und Radhika Nagpal von der Harvard University.

Und dann ist da noch die jüngere Generation: Zum Beispiel meine Nutonomy-Kollegin und Planungsexpertin Nok Wongpiromsarn oder die erst 16-jährige Unternehmerin Valeria Cagnina2 – sie alle sind hervorragende Beispiele, dass es Frauen gibt, welche die Robotik entscheidend beeinflussen. Zukünftige Robotikerinnen sind an der ETH ausdrücklich erwünscht!

Duckietown – alle können Robotik lernen

Duckietown
Das Projekt Duckietown ermöglicht allen zu lernen, wie selbstfahrende Autos funktionieren. (Bild: Peter Rüegg / ETH News)

Wenn du nicht gerade ein Studium beginnst (aber es dir vielleicht fürs nächste Jahr überlegst), kannst du ganz einfach schon mal Robotik-Luft schnuppern. An der ETH entwickeln und nutzen wir nämlich Duckie­town3, eine Open-Source-Plattform, die den Einstieg in die Robotik erleichtert. Auch wenn du nicht an der ETH studierst, kannst du unsere Vorlesungen verfolgen. Du kannst mit dem gleichen Code und dem gleichen Lernmaterial herumexperimentieren, die unsere Studierenden für die Kurse «Autonomous Mobility on Demand» und «Advanced Control Systems» verwenden. Und natürlich kannst du auch in unseren Online-Foren mitdiskutieren. So kannst du uns helfen, sichere selbstfahrende Autos zu entwickeln oder die nächste Generation von Robotern nach den selbstfahrenden Autos. Vielleicht haben diese dann sogar Arme.

Referenzen

1 externe SeiteNutonomy
2 externe SeiteArtikel von Valeria Cagnina (auf Englisch)
3 Das externe SeiteDuckietown Projekt. Siehe auch den Beitrag in den ETH-News.

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