Philippe Block erhält Rössler-Preis

Spektakulär und sparsam: Der Bauingenieur und Architekt Philippe Block entwickelt Bautechnologie für die Architektur von morgen. Für seine Arbeit erhält er jetzt den Rössler-Preis.

Vergrösserte Ansicht: Preisstifter Max Rössler, der diesjährige Preisträger Philippe Block und ETH-Präsident Lino Guzzella. (Bild: Nicola Pitaro / ETH Zürich)
Preisstifter Max Rössler, der diesjährige Preisträger Philippe Block und ETH-Präsident Lino Guzzella. (Bild: Nicola Pitaro / ETH Zürich)

Eierschalen sind dünn, stabil durch ihre Struktur und formschön. Sie stehen symbolisch dafür, wie sich Philippe Block, Professor für Architektur und Tragwerk an der ETH Zürich, das Bauen in Zukunft vorstellt: effizient und ästhetisch.

Für seine Arbeit erhält der Bauingenieur und Architekt nun den mit 200'000 Franken dotierten Rössler-Preis. Der Preis wird von der ETH-Schulleitung seit 2009 an junge Professorinnen und Professoren in der Expansionsphase ihrer Laufbahn vergeben. Der ETH-Präsident Lino Guzzella sagte in seiner Laudatio: «Philippe Block ist Architekt und Ingenieur in einer Person: Das ist auch in seinen gewölbten Dachkonstruktionen gut erkennbar, wo er den ästhetischen Ausdruck mit der idealen Geometrie verbindet – bei möglichst geringem Materialeinsatz.»

Initiator des Preises ist Max Rössler, ein ETH-Alumnus und Mathematiker. Rössler hat eine grössere Summe an die ETH Zürich Foundation gestiftet, aus deren Erträgen der Preis auf Antrag der ETH ausgerichtet wird. Rössler ist beeindruckt von Blocks Ideen: «Seine Arbeit ist sehr anschaulich. Sie zeigt, welch grosses Potenzial in der Architektur heute noch ungenutzt ist». Block selber freut sich über die Anerkennung. «Ich weiss, wie gross die Konkurrenz an der ETH Zürich ist. Der Preis erlaubt es mir und meinem Team, unsere architektonischen Innovationen noch schneller vorwärts zu treiben.»

Vergrösserte Ansicht: Philippe Block erklärt Max Rössler die Prinzipien des 3D-gedruckten Leichtbodens, der ohne Armierungseisen auskommt. (Bild: Michael Walther / ETH Zürich)
Philippe Block erklärt Max Rössler die Prinzipien des 3D-gedruckten Leichtbodens, der ohne Armierungseisen auskommt. (Bild: Michael Walther / ETH Zürich)

Digitale Methoden, historisch inspiriert

Block sucht mit seiner Forschung nach neuen Formen und Tragstrukturen, mit denen sich Materialien effizienter nutzen lassen. Inspiration findet er bei historischen Bauprinzipien, die beispielsweise durch den Einsatz neuer Baumaterialien wie Stahlbeton verdrängt wurden und dadurch in Vergessenheit gerieten. Als Vorbild dienen Block beispielsweise die Gewölbe von gotischen Kathedralen oder sogenannte katalanische Gewölbe aus sehr dünnen Ziegeln.

Gemeinsam mit Co-Direktor Tom Van Mele entwickelt er diese Bauweise mit computerbasierten Methoden weiter. Mit eigens entwickelten Algorithmen berechnet Blocks Forschungsgruppe, wie Druckkräfte ideal durch die Tragstruktur abgeleitet werden. Das Resultat sind vielfältige Formen und Bauten, die oft ganz ohne Mörtel oder Bewehrung auskommen und mit wenig Material grosse Lasten tragen. Block sagt: «Auch in der Vergangenheit sind ausdrucksstarke Formen durch den Zwang zur Wirtschaftlichkeit entstanden. Effizienz muss nicht langweilig sein».

Zu den bekannten Arbeiten Blocks gehören das Armadillo-Gewölbe für die Architekturbiennale Venedig 2016 oder die unbewehrten, mit Rippen ausgesteiften Bodenelemente und das geschwungene Betondach für das experimentelle HiLo-Gebäude auf der NEST-Plattform.

Ein sparsamer Baustandard

Im Umgang mit natürlichen Ressourcen sieht Block die Architekten und Ingenieure in der Verantwortung: «Wir können nicht so weiterbauen, wie wir es heute tun. Sonst gehen uns schon in naher Zukunft die Ressourcen aus.» Die Massivbauweise in Stahlbeton etwa verbrauche enorme Mengen Sand, und Zement generiere in der Produktion viel CO2. Oftmals wird produziertes Schalungsmaterial, speziell für nicht-standardisierte Bauformen, nach einer einzigen Nutzung zu Abfall.

Zu den Arbeiten von Block und seinem Team gehört auch ein Haus im äthiopischen Addis Abeba, das hauptsächlich aus lokalem Material besteht, günstig herzustellen ist und eine minimale CO2-Bilanz aufweist. Der Bau mit dem Namen «Sustainable Urban Dwelling Unit» entstand in Zusammenarbeit mit dem Architekten Dirk Hebel. Blocks Team konstruierte die Geschossdecke: ein flaches Gewölbe aus dünnen Ziegeln, die alleine aus der tonreichen Erde von Addis Abeba von heimischen Arbeitskräften hergestellt sind.

Strickarbeiten statt Holzschalung

Block, seit Juni 2017 auch Leiter des Nationalen Forschungsschwerpunktes für Digitale Fabrikation (NFS DFAB), sagt: «Digitale Fabrikation und Roboter werden oft benutzt, um neue, noch verrücktere Formen zu bauen. Für mich steht aber etwas Anderes im Fokus: Digitale Fabrikation soll neue Baustrukturen ermöglichen, sie soll den Baustandard hin zu einer sparsameren Bauweise verändern.»

Aktuell forscht Blocks Gruppe an neuen Formen des Betonierens. Ein Beispiel dafür steht vor Blocks Büro: eine kleine, geschwungene Betonbrücke. Ihre Struktur besteht aus einem ultraleichten Strickgewebe, aufgespannt mit flexiblen Stäben. Mit dieser Methode sollen künftig leichte, komplexe Formen aus Beton hergestellt werden, ohne aufwendige und abfallintensive Schalungsarbeiten.

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Betonkonstruktionen mit gestrickten Textilien (Video: Block Research Group / ETH Zürich)

Bauingenieur und Architekt

Block integriert in seiner Arbeit mehrere Fachgebiete: Konstruktionstechnologie, architektonischer Entwurf, Bauingenieurwesen und Informatik. Er studierte an der Vrije Universiteit Brussel parallel Architektur und Bauingenieurswesen. Im Jahr 2009 promovierte er am MIT in Cambridge und wurde danach als Assistenzprofessor an die ETH Zürich berufen. 2014 wurde er zum ausserordentlichen Professor für Architektur und Tragwerk am Institut für Technologie in der Architektur (ITA) befördert, 2017 zum ordentlichen Professor ernannt. Blocks Arbeit ist mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt im Januar 2018 mit dem Berliner Kunstpreis in der Sparte Baukunst. Im Jahr 2012 gewann er den Edoardo Benvenuto Preis sowie 2010 den Tsuboi Award und 2007 den Hangai Preis der «International Association of Shell and Spatial Structures (IASS)».

Max Rössler-Preis

Max Rössler vermachte 2008 der ETH Zürich Foundation zehn Millionen Franken. Mit dem Zins aus diesem Vermögen stiftet er einen jährlichen Förderpreis für ETH-Professoren in der Expansionsphase ihrer Forschungskarriere. Der Preis ist mit 200‘000 Franken die höchstdotierte Auszeichnung für Forschung an der ETH Zürich und wird jeweils am «Thanks Giving»-Anlass der externe SeiteETH Zürich Foundation verliehen. Der Preisstifter studierte an der ETH Zürich Mathematik und doktorierte über Bahnberechnungen in der Raumfahrt. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Harvard University kehrte er an die ETH zurück und war von 1967 bis 1978 Senior Scientist und Lehrbeauftragter am Institut für Operations-Research. Später war er in der Vermögensverwaltung tätig, ehe er sich aus dem Geschäftsleben zurückzog.

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