Agrovet-Strickhof ist eröffnet

ETH, Universität und Kanton Zürich eröffneten heute feierlich Agrovet-Strickhof, ihre Kooperation im Nutztierbereich. Die modernen Anlagen ermöglichen den beteiligten ETH-Professuren interdisziplinäre Forschung mit unmittelbarem Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis. Am Wochenende vom 2. bis 3. September finden Tage der offenen Tür statt.

Vergrösserte Ansicht: ETH-Präsident Lino Guzzella, UZH-Rektor Michael Hengartner und Regierungspräsident Markus Kägi beim Festakt. (Bild: Alessandro Della Bella / ETH Zürich)
ETH-Präsident Lino Guzzella, UZH-Rektor Michael Hengartner und Regierungspräsident Markus Kägi beim Festakt. (Bild: Alessandro Della Bella / ETH Zürich)

Mit der heutigen Eröffnung von Agrovet-Strickhof beginnt für die ETH Zürich ein neues Kapitel einer Geschichte, die vor gut zehn Jahren ihren Anfang nahm. Im Jahr 2006 fällte die damalige Schulleitung den strategischen Entscheid, die Agrarwissenschaften zu stärken, da sie den Schlüssel bilden für einige Kernfragen unserer Zeit – Stichworte wachsende Weltbevölkerung, Klimawandel und nachhaltige Bodennutzung. Um hier fundierte Antworten zu finden, braucht eine Hochschule nicht nur die besten Köpfe, sondern auch die passenden Strukturen und Infrastrukturen.

So gründete die ETH das Departement Umweltsystemwissenschaften sowie das Kompetenzzentrum für Welternährung und beschloss, im Bereich Nutztiere mit der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich und dem kantonalen Kompetenzzentrum für Land- und Ernährungswirtschaft Strickhof zusammenzuspannen. Agrovet-Strickhof nahm Kontur an.

From Feed to Food

Am Standort des Strickhofs in Lindau ZH entstand so im Laufe der letzten Jahre eine Reihe von Neubauten mit modernsten Anlagen. Ziel ist es, die Wertschöpfungskette nach dem ganzheitlichen Ansatz «From Feed to Food» untersuchen zu können, das heisst von der Futtererzeugung über das Tier bis zum Lebensmittel.

Für die ETH von besonderer Bedeutung ist das neue Stoffwechselzentrum. Mit Respirationskammern für Gross- und Kleintiere sowie einem Stoffwechselstall ausgestattet, dient es dazu, die Grundlagen von effizienten und umweltfreundlichen Nutztiersystemen zu erforschen. ETH-seitig nutzen insbesondere drei Professuren aus dem Institut für Agrarwissenschaften die neuen Einrichtungen: Michael Kreuzer, Professor für Tierernährung, hat das Projekt von Anfang an eng begleitet.

Er ist heute der ETH-Delegierte in der Geschäftsleitung von Agrovet-Strickhof, die sich aus je einem Vertreter der drei beteiligten Institutionen zusammensetzt. «Der grosse Mehrwert von Agrovet-Strickhof liegt in der engen Verbindung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Dabei fliessen Impulse in beide Richtungen», sagt Kreuzer. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Mitarbeitern des Strickhofs untersucht seine Gruppe beispielsweise, ob Milch- und Milchprodukte anders oder hochwertiger sind, wenn die Kühe mit Heu statt mit Silo-Futter gefüttert werden.

Enger Praxisbezug

Auch Susanne Ulbrich, Professorin für Tierphysiologie, sieht in Agrovet-Strickhof das Potenzial, um Forschung und Praxis hervorragend zu verknüpfen: «Es ist essentiell, bei der Forschung das ganze Tier im Blick zu haben. Die räumliche Nähe von Agrarwissenschaftlern, Veterinären und Praktikern sorgt dafür, dass man sich laufend und auf vielerlei Ebenen austauschen kann.» Ulbrich ist überzeugt, dass die ETH durch die neue Kooperationsplattform international stark an Attraktivität gewinnt. Die mit Agrovet-Strickhof verbundenen Chancen waren auch für sie persönlich ausschlaggebend, dem Ruf an die ETH zu folgen.  

Dasselbe gilt für Hubert Pausch, seit Mai dieses Jahres Professor für Tiergenomik. Die neuen Einrichtungen erlauben ihm, Merkmale einzelner Tiere exakt zu messen und Rückschlüsse auf die Funktion spezifischer Positionen im Genom zu ziehen. Zusammen mit seiner Gruppe und Mitarbeitenden des Strickhofs hat er in den letzten Wochen begonnen, jedes einzelne Rind von Agrovet-Strickhof zu genotypisieren, als Basis für die Entwicklung eines effizienten Zuchtprogramms. Pausch freut sich auf noch stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit und betont: «Genauso wichtig wie der Austausch mit anderen Wissenschaftlern ist für mich das Feedback der Tierhalter, die die Tiere jeden Tag sehen und Auffälligkeiten sofort wahrnehmen.»

Gemeinsam an einem Strick ziehen

«Interdisziplinarität ist einer der wichtigsten Schlüssel für Innovation», unterstrich auch ETH-Präsident Lino Guzzella in seinem Grusswort, bevor er gemeinsam mit Baudirektor Markus Kägi, Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich, sowie dem ehemaligen ETH-Professoren und heutigen Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Bernard Lehmann, den offiziellen Eröffnungsakt beging.

Zu der Kooperation Agrovet-Strickhof gehören nebst dem Hauptstandort Lindau auch der Betriebsstandort Früebüel auf dem Walchwiler Berg (ZG) und die Alp Weissenstein im Kanton Graubünden. Somit können Forschungsprojekte auf verschiedenen Höhenstufen realisiert werden. Den vormaligen Betrieb im Talgebiet, die Forschungsstation Chamau in Hünenberg (ZG), verkaufte die ETH Zürich im Zuge der Realisierung von Agrovet-Strickhof an den Kanton Zug. Mittelfristig wird auch eine enge Zusammenarbeit mit der pflanzenwissenschaftlichen Forschungsstation der ETH angestrebt, die seit Anfang der Siebzigerjahre in unmittelbarer Nachbarschaft des Strickhofs betrieben wird.

Tage der offenen Tür

Am Samstag und Sonntag, 2. und 3. September 2017, von 9.30 bis 17.00 Uhr, stehen sämtliche Anlagen von Agrovet-Strickhof in Lindau ZH zur Besichtigung offen. Forschende und Praktiker stellen ihre Arbeit vor und geben Einblicke in aktuelle Projekte. So kann man beispielsweise selber testen, ob man den Unterschied zwischen Heu- und Silomilch erkennt. Abgerundet wird das Programm von Kinderaktivitäten und musikalischen Einlagen, unter anderem von der ETH Big Band.

Weitere Informationen: externe Seitewww.agrovet-strickhof.ch

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