Von eindrücklicher Stille zur tobenden Halle

Vor einer Woche fand der erste Cybathlon in der ausverkauften Swiss-Arena in Kloten statt – Initiator Robert Riener zieht ein erstes, persönliches Fazit.

Robert Riener
Robert Riener, Professor für sensomotorische Systeme und Cybathlon-Initiator in der Swiss-Arena in Kloten. (Bild: ETH Zürich / Alessandro Della Bella)

ETH-News: Der Cybathlon liegt nun schon eine Woche zurück – mit welchem Gefühl blicken Sie auf den Tag zurück?
Robert Riener: Mit Freude und Erleichterung: Freude über all die positiven Erlebnisse und Rückmeldungen, auch von Cybathlon-kritisch eingestellten Personen. Erleichterung, da logistisch und technisch alles so gut geklappt hat. Es gab da einen Moment, als ich am Freitagabend vor dem Cybathlon nachts um halb eins als Letzter die Arena verlassen und die Hallenscheinwerfer ausgemacht habe. Es war so ruhig, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören konnte und plötzlich wurde ich mir meiner Verantwortung bewusst, was alles schief gehen kann, aber auch vor welcher Chance wir stehen.

Nun ist alles mehr als gut gegangen – die Stimmung im Stadion war überwältigend. Hat Sie dies überrascht?
Die Stimmung und insbesondere auch der Lärmpegel haben all meine Erwartungen übertroffen! Zu sehen, wie das Publikum mit jedem einzelnen Team mitgefiebert und diese lauthals angefeuert hat; zu sehen wie die Piloten mit Tränen in den Augen über die Ziellinie schritten oder fuhren – das war einfach rührend.

Gibt es etwas, das Sie besonders überrascht?
Nicht eigentlich überrascht, aber was ich doch bemerkenswert finde, ist, dass bei einigen der Wettkämpfen des Cybathlon nicht etwa Hightech-Prothesen, sondern simple, nicht motorisierte Prothesen gewonnen oder sehr gut abgeschnitten haben. Dies heisst nun nicht, dass alles Forschen verlorene Liebensmüh ist, sondern vielmehr, dass das Potential bei der Entwicklung aktuierter Hilfsmittel noch lange nicht ausgeschöpft ist.

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Einige Impressionen vom Cybathlon 2016 (Video: SRF / tpc / MMS ETH Zürich)

Was müsste bei einem zukünftigen Cybathlon anders gemacht werden?
Analog zu den Teams, die beim Cybathlon angetreten sind, hätten auch wir im Kernprojektteam einen «Piloten» gebrauchen können. Will heissen: eine Person mit körperlicher Einschränkung, die Entscheide von der Beschilderung bis hin zum Catering kritisch hinterfragt. Und auch sonst tatkräftig mitarbeitet. Natürlich haben wir uns seit Beginn der Planung sehr intensiv mit Betroffenen ausgetauscht, aber einen Mitarbeitenden zur Hand zu haben, der im Rollstuhl sitzt und bei alltäglichen Entscheidungen dabei ist, wäre hilfreich gewesen.

Wie geht es nun weiter mit dem Cybathlon?
Klar ist, dass es weitergehen wird und der Cybathlon auch in Zukunft ein ETH-Event bleiben soll. In welchen Zeitabständen und in welchem Rahmen künftige Cybathlons aber durchgeführt werden können, werden wir gemeinsam mit der Schulleitung genau evaluieren. Neue Ideen haben wir aber viele.

Zur Person

Robert Riener (48) ist Professor für Sensomotorische Systeme und Leiter des Departements für Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich. Gemeinsam mit seiner Forschungsgruppe untersucht er schwerpunktmässig die Steuerung und Kontrolle von Bewegungsabläufen beim Menschen und das Zusammenspiel mit Sinnesrückmeldungen. Auf Basis der daraus gewonnen Erkenntnisse versuchen sie die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, zum Beispiel in der Rehabilitation, zu verbessern.

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