Die Nobelpreis-Theorie verwirklicht

Der ETH-Physiker Tilman Esslinger konnte vor zwei Jahren ein theoretisches Modell eines neuen Materials mit ungewöhnlichen Eigenschaften in seinem Labor experimentell realisieren. Heute hat der Vater des Modells den Nobelpreis bekommen.

Erfolgreiche Simulation mit ultrakalten Kaliumatomen in einem optischen Gitter
Erfolgreiche Simulation mit ultrakalten Kaliumatomen in einem optischen Gitter. (Grafik: Gregor Jotzu / ETH Zürich)

Der Physik-Nobelpreis 2016 geht an die drei Quantenphysiker David J. Thouless, J. Michael Kosterlitz und F. Duncan M. Haldane für ihre Arbeiten zu Materiezuständen. Sie alle arbeiten theoretisch. Über die Theorie einer neuen Klasse von Materialien mit ungewöhnlichen Eigenschaften schreibt der Brite Haldane von der Universität Princeton in seiner Schlüsselpublikation von 1988: «Es ist unwahrscheinlich, dass das hier beschriebene Modell jemals experimentell nachgewiesen werden kann.»

Da hat der heutige Preisträger die Rechnung allerdings ohne ETH-Professor Tilman Esslinger gemacht. Seiner Forschungsgruppe ist es im Jahr 2014 gelungen, besagtes Modell mit ultrakalten Kaliumatomen in einem wabenförmigen Gitter aus Laserstrahlen erfolgreich zu simulieren (siehe Medienmitteilung).  Die von ihm angewandte Methode der Quantengase gibt es allerdings erst seit gut 15 Jahren. «Es freut mich, dass es möglich ist, dank unseres Forschungsansatzes solch fundamentale Theorien experimentell zu validieren», sagt Tilman Esslinger.

Sein Experiment sieht das Nobelpreis-Komitee als Meilenstein – und bringt es schon fast philosophisch auf den Punkt: Es zeige, dass die Realität manchmal Träume übertreffe. Und auf einmal ist Quantenphysik ganz einfach zu verstehen.

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