Raketenantrieb für Masterstudierende

Mit dem «Excellence Scholarship and Opportunity Programme» werden die besten aller neu eintretenden Masterstudierenden gefördert. Globe stellt drei Talente in verschiedenen Stadien ihres Wegs vor und zeigt, was das Programm für sie bedeutet.

Marco Hutter und der Laufroboter StarlETH
Erfolgreich unterwegs: Marco Hutter und der Laufroboter StarlETH. (Foto: Annick Ramp)

Ziel des «Excellence Scholarship and Opportunity Programme» (ESOP) ist die Rekrutierung von hervorragenden Masterstudierenden aus dem In- und Ausland. «ESOP will exzellente Studierende auszeichnen und sie dadurch an die ETH holen bzw. als Masterstudierende an der ETH behalten», erläutert Joachim Buhmann, Prorektor Studium und Professor für Informatik an der ETH Zürich.

Voraussetzung für ein Stipendium sind vor allem sehr gute Leistungen im Bachelorstudium – und noch etwas mehr: Bewerber und Bewerberinnen müssen neben ihrem Leistungsnachweis auch den Vorschlag für ein spannendes Forschungsprojekt einreichen. Der Sinn dahinter: «Nur gute Noten alleine reichen nicht. Die Studierenden sollen auch kreativ und durchaus risikofreudig bei der Definition ihres zukünftigen Masterprojekts mitwirken », sagt Buhmann. Denn erst all das zusammen macht das Potenzial für akademische Exzellenz aus, ist der Prorektor überzeugt.

Talenten mit Potenzial ermöglicht das Scholarship ein Masterstudium ohne nennenswerte finanzielle Sorgen. Das Excellence Scholarship deckt die Studien- und Lebenshaltungskosten während des Masterstudiums. Ausserdem erlässt die ETH den Stipendiaten das Schulgeld. Und schliesslich geniessen Stipendiaten eine spezielle Betreuung, nicht zuletzt durch die ETH Zürich Foundation, dank deren Hilfe das Programm im heutigen Umfang überhaupt erst ermöglicht wurde. Die Scholarships werden finanziell praktisch vollständig von Donationen an die ETH Zürich Foundation getragen. Die ETH Zürich Foundation organisiert zudem regelmässig Firmenbesuche für die Stipendiatinnen und Stipendiaten und lädt zu Treffen von Gönnern und geförderten Studierenden ein.

Vom Stipendiaten zum Professor

Vergrösserte Ansicht: Marco Hutter
Marco Hutter studierte Maschinenbau an der ETH Zürich und war 2007 ESOP-Stipendiat. Heute ist er Assistenzprofessor am Institut für Robotik und Intelligente Systeme. (Foto: Annick Ramp)

Marco Hutter war ein ESOP-Stipendiat der ersten Stunde. «Als ich mich 2007 für ein ESOP-Stipendium bewarb », erzählt Hutter, «sah ich darin zunächst einfach eine Möglichkeit, eine zusätzliche Finanzierung für mein Masterstudium zu finden.» Bis dahin hatte sich der damalige ETH-Maschinenbau-Student aus dem St. Galler Rheintal das Studium mit Nebenarbeiten finanziert. «Heute weiss ich auch die Kontakte zu Firmen, wichtigen Persönlichkeiten und auch potenziellen Geldgebern für unsere Forschung sehr zu schätzen, die ich dank der ETH Zürich Foundation erhalten habe», sagt Hutter rückblickend. Seine Forschungsgruppe könne von diesen Kontakten nur profitieren.

Der ehemalige ESOP-Stipendiat ist seit Kurzem Assistenzprofessor am Institut für Robotik und intelligente Systeme der ETH Zürich und leitet eine Forschungsgruppe mit zwölf Personen. Diese Gruppe entwickelt autonome Laufroboter, die sich auch in schwierigem Gelände schnell bewegen und orientieren können sollen, zum Beispiel für Such- und Rettungsaufgaben oder zur Inspektion von Industrieanlagen. Die Anwendungsnähe seiner Forschung ist Hutter wichtig. Sein Traum ist es, dass bald Laufroboter in verschiedenen Gebieten im Einsatz sind. Daran arbeitet er beharrlich: «In meiner Masterarbeit habe ich ein einzelnes Bein entwickelt; im Doktorat ging es dann weiter mit dem Ziel, autonome Vierbeiner zu bauen, und heute bauen wir die dritte Generation dieser Roboterhunde», fasst Hutter seinen Werdegang zusammen. Diese lapidare Darstellung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die sehr breit gefächerten Technologien, die Hutter und seine Forschungskollegen dazu entwickeln, hochkomplex sind und in diversen artverwandten Gebieten zum Einsatz kommen. Und Hutter verschweigt dabei bescheiden, dass er nach dem Doktorat auch noch ein externe SeiteBranco Weiss Fellowship für Postdocs mit besonders gesellschaftsrelevanter Forschung erhalten hat. Doch diese Bescheidenheit ist ganz in Hutters Sinn. Er schwört auf Teamarbeit: «In unserem Forschungsgebiet darf man kein Einzelkämpfer sein. Ohne ein gutes Team und gute Teamarbeit geht es nicht.»

Feldforschung in Ecuador

Gabriela Ponce
Gabriela Ponce stammt aus Ecuador erhielt 2014 ein ESOP-Stipendium. Sie steckt mitten in ihrer Masterarbeit über die Umweltfolgen von Erzminen in Ecuador. (Foto: zVg)

Gabriela Ponce steht noch am Anfang ihrer Forschungsarbeit. Gerade hat sie ihre Koffer gepackt. Sie wird die nächsten Wochen in Ecuador verbringen, um dort Wasser- und Sedimentproben für ihre Masterarbeit zu sammeln. Die ESOP-Stipendiatin ist in Ecuador geboren und aufgewachsen. Nach ihrer Schulzeit ging sie zunächst für ein Austauschjahr nach Hamburg. Danach absolvierte die junge Frau, die sich bereits als Schülerin für Umweltpolitik und soziale Fragen engagiert hatte, an der Jacobs-Universität in Bremen ein Bachelorstudium in Umweltwissenschaften und Geochemie. Für ihr Masterstudium zog es Ponce an die ETH Zürich. Sie bewarb sich für ein ESOP-Stipendium und konnte ihr Masterstudium in Umweltnaturwissenschaften im Herbst 2014 starten. «Dass ich an dieser hervorragenden Universität studieren kann, ist dank diesem Stipendium möglich», sagt Ponce.

In ihrer Masterarbeit befasst sich Ponce mit den Umweltproblemen des Bergbaus in Ecuador. «Bergbau ist in Lateinamerika ein sehr aktuelles Thema », erläutert sie. In dem Gebiet, das Ponce für ihre Feldarbeit besucht, gab es früher mittelgrosse Erzminen für Gold und Silber. Heute werden die Reste noch von kleinen Gruppen ausgebeutet. Dabei wird viel Quecksilber eingesetzt, das die Umwelt belastet. Und es gibt neue Pläne für Kupferabbau in grossem Stil. «Ich möchte die Umwelteffekte der Abbau-Aktivitäten aufzeigen und untersuchen, ob die Umweltrichtlinien für die neuen Minenprojekte richtig implementiert und umgesetzt werden», erklärt Ponce. Die junge Forscherin hofft, später einmal ihr Wissen zugunsten der Umwelt in ihrem Land einsetzen zu können. Engagement über das Studium hinaus ist ihr wichtig. So setzt sie sich derzeit nebenbei für eine Initiative ein, die Bildungsprogramme für Kinder weltweit fördert.

Verliebt ins Labor

Samuel Nobs
Samuel Nobs ist Doktorand im Gebiet der Immunologie. Der Schweizer verbrachte einen Teil seiner Jugend in Neuseeland und kehrte 2010 mit einem ESOP-Stipendium in die Schweiz zurück. (Foto: zVg)

Als Samuel Nobs 2010 sein Masterstudium an der ETH mit einem ESOP-Stipendium aufnahm, war es eine gut vorbereitete Rückkehr in die Schweiz. Einen Teil seiner Gymnasialzeit und das Bachelorstudium absolvierte der junge Schweizer in Neuseeland, wo die Familie aufgrund des Berufs des Vaters eine Zeit lang lebte. «Eine tolle Gelegenheit, eine Ausbildung im englischsprachigen Raum zu absolvieren», sagt Nobs und fügt an: «Es war mir aber schon damals klar, dass ich einmal zurückkommen würde, um mein Studium an einer möglichst guten Hochschule in der Schweiz fortzusetzen.» So stimmte er sein Studienprogramm in Neuseeland mit der ETH ab, um einem ETH-Bachelor möglichst nahezukommen. «Das und die Tatsache, dass ich in Neuseeland durch Laborpraktika schon früh Forschungserfahrungen machen konnte, hat mir die Bewerbung für das ESOP-Stipendium sehr erleichtert», erzählt Nobs.

Für sein Masterstudium an der ETH konnte er sich dann der Forschungsgruppe von Manfred Kopf am Institut für Molecular Health Sciences anschliessen. Ein Glücksfall für Nobs. Hier kann er sich ganz der Erforschung des Immunsystems widmen. Der ständige Kampf zwischen den guten Kräften und den Bedrohungen durch Viren und Bakterien habe ihn schon immer fasziniert. Der Groschen fiel schon in der Schulzeit. Damals liess man den Jungen im Rahmen eines Schulversuchs für ein paar Tage ein Labor an der PonUni Bern besuchen. «Da war mir klar, in diese Welt wollte ich einmal.»

Heute arbeitet Nobs an seiner Doktorarbeit. Im Fokus steht das Immunsystem der Lunge, insbesondere die dendritischen Zellen, die für die Aktivierung des adaptiven Immunsystems zuständig sind. Kürzlich haben er und Forscherkollegen ein Gen identifiziert, das die Entwicklung dieser Zellen speziell in der Lunge reguliert. «Das ist natürlich sehr grundlegende Forschung. Aber irgendwann können wir vielleicht das Immunsystem gezielter unterstützen, als es mit heutigen Medikamenten möglich ist», erklärt der junge Forscher. Für ihn ist klar: Er möchte in der Grundlagenforschung bleiben. Sein Ziel ist eine akademische Karriere. Das ESOP-Stipendium sei eine frühe Bestärkung auf diesem Weg gewesen.

ESOP in Zahlen

Das Stipendienprogramm startete 2007 mit zwölf Stipendiaten. 2015 erhielten 50 Masterstudierende ein ESOP-Stipendium. Die bisher 283 ESOP-Stipendiaten stammen aus 42 Nationen, davon 86 aus der Schweiz. Rund 42 Prozent der ESOP-Studierenden sind Frauen. Gut die Hälfte der ESOP-Studierenden promoviert auch an der ETH Zürich. Seit 2012 werden neue Stipendien vollständig durch Donationen an die externe SeiteETH Zürich Foundation finanziert. Rund 2000 Alumni haben mit Spenden dazu beigetragen.

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