Das Leben zum Beruf gemacht

Der Informatiker Torsten Höfler erhält den diesjährigen Latsis-Preis der ETH Zürich. Sein Scalable Parallel Computing Laboratory ist eines der wenigen, das im Hochleistungsrechnen Theorie und Anwendung verbindet. Obwohl ihn Mentoren vorerst davor warnten, diese beiden Aspekte zu vereinen, hat er genau damit nun grossen Erfolg.

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Der Informatiker Torsten Hoefler wird mit dem Latsis-Preis der ETH Zürich 2015 geehrt. (Bild: ETH Zürich/Peter Rüegg)

Bereits als Kind faszinierten Torsten Höfler, Assistenzprofessor an der ETH Zürich, die Zahlen. So habe er sich alle möglichen Autonummern gemerkt oder irgendwie versucht, im Alltag die Welt zu quantifizieren. Er zählte die Schrittdistanz zur Schule und versuchte diese zu optimieren. Auch heute organisiert Höfler seinen Alltag mit mathematischen Modellen. Er habe gar ein Performancemodell für sein Leben, gesteht der Informatiker. «Ich habe mein Leben sicherlich etwas mathematisiert, aber mein Beruf leitet sich aus meinem Leben ab», sagt er

Computer effizienter machen

Höflers kurze und steile Karriere führte ihn von der Technischen Universität Chemnitz, wo er diplomierte, über eine Promotion an der Indiana University und eine Stelle als Adjunct Assistant Professor an der University of Illinois an die ETH Zürich. Hier leitet er heute das Scalable Parallel Computing Lab am Institut für Computersysteme.

Der Name des Labors ist Programm seiner Forschung, denn das Team steigert die Effizienz von Computern über die Software, welche die Rechenbefehle erteilt. Die zentrale Methode hierfür ist heutzutage die Parallelisierung: Möglichst viele Rechenoperationen sollen gleichzeitig ablaufen, indem die Arbeit auf viele Rechenkerne (Prozessoren) verteilt wird. Das Ziel der Wissenschaftler in Höflers Gruppe ist es herauszufinden, wie Anwendungen im Hochleistungsrechnen auf hoch parallele Systeme mit mehreren Millionen Rechenkernen effizient ausgeführt werden können.

Theorie und Praxis vereint

Der Informatiker und sein Team entwerfen mathematische Modelle und implementieren diese in Software, die Supercomputern Anweisungen erteilt. Es komme selten vor, dass ein Lab in dem Gebiet sowohl Theorie als auch Praxis betreibe, betont Höfler. Als er seine Mentoren um Rat bei seiner Karriereplanung gefragt habe, sei ihm empfohlen worden, genau diese Kombination auf alle Fälle zu vermeiden, da sie zu kompliziert und aufwendig sei. Und ja, das sei in der Tat sehr viel Arbeit, aber extrem lohnend, da man praktisch etwas mache, was man theoretisch im Detail verstanden habe, sagt er. Gerade an der ETH mit der Supercomputer-Infrastruktur des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums externe SeiteCSCS und in der Schweiz mit den Projekten der Platform for Advanced Scientific Computing (externe SeitePASC) werde die Praxis auf höchstem Niveau vorangetrieben, betont Höfler.

In PASC konzentrieren sich Höfler und sein Team auf den Compiler. Dieser setzt die in einer lesbaren Programmiersprache geschriebenen wissenschaftlichen Programme in eine effiziente Computersprache um. Höfler will auf der Basis eines bereits vorhandenen und häufig verwendeten Compilers einen sogenannten heterogenen Compiler entwickeln, der Anwendungen für verschiedene Computerarchitekturen übersetzt und optimiert. Gelänge dies, wären sowohl Betreiber von Rechenzentren wie auch ihre Nutzer flexibler in der Wahl der Architektur der Supercomputer.

«Ich kann mir nichts Besseres vorstellen»

«Ich bin hier, in der Schweiz, an der ETH und in meinem Departement mit seinen Theoretikern und Praktikern in der perfekten Umgebung und kann mir nichts Besseres vorstellen», betont Höfler. «Die Diskussionen mit Kollegen sind immer erhellend und bringen mir neue Ideen. Genau so funktioniert Wissenschaft.»

Forschung bedeutet für Höfler, genau zu sein und ein Thema so vertieft und umfassend verstanden zu haben, dass man der weltweite Experte dafür ist. Und als dieser gilt er in seinem Fach. Der Latsis-Preis ist für ihn, der bereits über eine Liste von Auszeichnungen und Ehrungen verfügt, eine besonders grosse Ehre und eine weitere und wichtige  Bestätigung für seine Karriere. Er erhält den Preis für seine Leistungen in den Gebieten der Performance-Modellierung sowie der Simulation und Optimierung hochskalierender paralleler Computerprogramme.

Nur das Laufen steht in Konkurrenz zur Forschung

Nicht nur habe er sein Leben mathematisiert, die Forschung sei sein eigentliches Leben, gesteht der 34-jährige Informatiker ein. Irgendwann sei er auf den Satz gestossen «Learn from everyone, follow no one, work like hell». Darin habe er sich wiedererkannt. Nur habe er den Satz noch um «believe anything is possible» ergänzt, denn nur so kann man offen für neue Ideen bleiben, sagt Höfler.

Wenn er einmal nicht forscht, versucht der frühere Triathlet so oft wie möglich zu laufen. Denn er hält es mit den Alten Griechen und ist überzeugt, dass es für einen gesunden Geist einen gesunden Körper braucht. Das Laufen ist sowohl sein Hobby als auch seine Leidenschaft, und er widmet ihr jede freie Minute. Manchmal diskutiert Höfler mit Studenten gar Probleme während des Laufens. Ihm liegt viel daran, sein Leitbild, sein Wissen und seine Erfahrungen an seine Studenten weiterzugeben, damit auch sie lernen, kurz und bündig zu sagen, wofür sie stehen. «Das Geniale an Wissenschaft ist das inspirierende Umfeld, in dem man sich täglich bewegt, in dem die Hauptaufgabe ist, sich selbst geistig weiter zu entwickeln und anderen dabei zu helfen», sagt der ETH-Professor.

Latsis-Preis der ETH Zürich und ETH-Tag 2015

Mit dem von der «Fondation Latsis Internationale» gestifteten Preis zeichnet die ETH Zürich jährlich über alle Forschungsdisziplinen hinweg herausragende Arbeiten ihrer jüngeren Forschenden aus. Er wird am ETH-Tag, am 21. November 2015, von der Rektorin Sarah Springman verliehen.

Die letztjährigen Preisträger: externe Seitewww.fondationlatsis.org

Am ETH-Tag feiert die ETH Zürich gemeinsam mit Gästen aus Forschung, Politik und Wirtschaft den 160. Jahrestag der Hochschule. Traditionsgemäss verleiht die ETH an diesem Tag die Ehrendoktorwürde an Personen, die im internationalen Wissenschaftsbetrieb Ausserordentliches geleistet haben. Auch Studierende, Doktorierende und Dozierende werden für herausragende Leistungen ausgezeichnet.

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