Zwei Karrieren unter einen Hut bringen

Wenn Forschende aus dem Ausland an die ETH Zürich wechseln, suchen oft auch ihre Partner eine neue Anstellung in der Schweiz. Um bei der Stellensuche besser unterstützen zu können, macht die ETH seit kurzem beim Internationalen Dual Career Network (IDCN) mit.

Vergrösserte Ansicht: Die ETH war am 30. April 2015 gemeinsam mit dem Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut Gastgeber des IDCN. (Photo: Inken de Wit)
Die ETH Zürich war am 30. April 2015 mit dem Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut erstmals Gastgeber eines IDCN-Events. (Photo: Inken de Wit)

Mitarbeitende kommen selten allein an die ETH Zürich, sondern sie bringen oft eine ganze Familie mit. Vor allem ausländische Forschende stehen dabei vor der Herausforderung, dass nicht nur sie selbst sich in ihre Stelle einarbeiten und das Land kennenlernen müssen, sondern dass auch ihr Partner oder ihre Partnerin in der Schweiz möglichst schnell Fuss fassen soll. Und hierzu gehört in der Regel auch ein neuer Job.

Daher hat die ETH Zürich bereits vor 16 Jahren die Dual-Career-Advice-Stelle beim Stab Professuren eingerichtet, die vor allem ausländischen Professorinnen und Professoren sowie ihren Familien das Einleben in der Schweiz erleichtern soll. Bei wissenschaftlichen Mitarbeitenden aus dem Mittelbau unterstützt zudem die Personalabteilung.

Doch manchmal reicht das bisherige Angebot nicht aus: «Wenn der Partner oder die Partnerin nicht im akademischen Bereich tätig ist, können wir oft nicht helfen», räumt Madeleine Lüthy, Leiterin der Dual-Career-Advice-Stelle, ein. Das möchte sie in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung der Hochschule verbessern. Immerhin kommen 52 Prozent der rund 11‘000 Hochschulangehörigen aus dem Ausland. Die ETH Zürich ist daher vor wenigen Monaten auf Initiative der Dual-Career-Advice-Stelle dem International Dual Career Network (IDCN) beigetreten.

Wie das Dual Career-Netzwerk funktioniert

Das IDCN ist weltweit aktiv und wird an den jeweiligen Standorten von verschiedenen dort ansässigen Unternehmen und Institutionen getragen. Arbeitssuchende Partner und Partnerinnen von Mitarbeitern der Mitgliedsunternehmen erhalten vom IDCN Unterstützung bei der Jobsuche. Dazu laden das IDCN und die Unternehmen fünfmal jährlich zu Events ein, bei denen Stellensuchende potenzielle Arbeitgeber kennenlernen und mit Mitarbeitern aus den Personalabteilungen ins Gespräch kommen können. Workshops und Vorträge ergänzen das Programm.

Das IDCN selbst ist als Verein organisiert, in dem sich die Arbeitssuchenden darüber hinaus als Freiwillige engagieren können. Dadurch lernen sie das neue Land kennen und können erste Kontakte knüpfen. «Unternehmen wie Stellensuchende profitieren von unserem Netzwerk», erläutert Andrea Drietomska, Präsidentin des IDCN-Partner-Komitees. «Die Unternehmen lernen qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber kennen, und diese erhalten Zugang zu potenziellen Arbeitgebern.»

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Dual Career an der ETH Zürich: Chiara Daraio and Tapio Schneider. (Video: ETH Zürich).

Lebenspartner auf Stellensuche

Die ETH war nun am 30. April gemeinsam mit dem Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut erstmals Gastgeber für einen IDCN-Event und hiess rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Audimax willkommen. Dabei zeigte eine Podiumsdiskussion von Mitarbeiterinnen der ETH und deren Angehörigen, wie wichtig das Thema Dual Career heutzutage ist.

Bei der Diskussion berichteten die Doktorandin Gina Garland und die Postdoktorandin Charlotte Decock von den beruflichen Schwierigkeiten ihrer Partner. Beide waren als Forscherinnen ans Departement Umweltsystemwissenschaften geholt worden. «Mein Mann hat in den USA zwar seinen Master in City Planning abgeschlossen, doch konnte er damit keine Stelle hier in Zürich finden», erzählt Gina Garland. Nur der Initiative ihres Doktorvaters sei es zu verdanken, dass ihr Mann schliesslich als Techniker am Institut für Agrarwissenschaften angestellt worden sei.

Auch der Mann der Belgierin Charlotte Decock hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. «Mein Mann beherrscht als Deutscher zwar die Sprache, doch wurde sein amerikanischer Bachelor in Soziologie nicht anerkannt», berichtet Decock. Selbst seine Berufserfahrung als Sozialarbeiter in den USA half kaum weiter. Erst nachdem er probehalber Teilzeit gearbeitet hatte, fand er nach zwei Jahren endlich eine passende Stelle.

Nicht ohne eine Stelle für meine Frau

Ein wenig einfacher war der Weg für Aimee Shreck. Ihr konnte Madeleine Lüthy direkt zur Seite stehen, nachdem ihr Ehemann zum Professor an der ETH Zürich ernannt worden war. Die Kalifornierin Shreck war in ihrer Heimat als promovierte Soziologin bei einer Gewerkschaft tätig. Ein Leben als Hausfrau konnte sie sich nicht vorstellen. Heute arbeitet sie als Kommunikationsmanagerin beim ETH-Welternährungszentrum World Food System – eingefädelt wurde das Ganze von Dual Career Advice.

«Das Thema Dual Career», bestätigt auch die Professorin und Gender-Delegierte des Präsidenten der ETH Zürich, Renate Schubert, «ist heutzutage zunehmend wichtiger bei der Anstellung renommierter Forschender». Doppelkarrieren im akademischen Bereich seien immer öfter beobachtbar. Jährlich gebe es im Schnitt 40 Fälle, in denen auch der Partner beziehungsweise die Partnerin von hoch qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine qualifizierte Stelle suche.

Gute Lösungen für Akademikerinnen und Akademiker zu finden, habe an der ETH Zürich lange Tradition. Mit dem Beitritt zu IDCN kann die ETH nun auch für den nicht-akademischen Bereich fortschrittliche und moderne Karriereförderung anbieten.

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