«Der Preis ist eine grosse Ehre»

Der 33 Jahre alte Assistenzprofessor Philipp Grohs erhält den Latsis-Preis der ETH Zürich. Er wird für seine Leistungen in der Angewandten Mathematik ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am ETH-Tag statt.

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Philipp Grohs ist Assistenzprofessor am D-MATH. (Foto: Giulia Marthaler / ETH Zürich)

«Ich habe diesen Preis nicht erwartet. Es war eine grosse Überraschung für mich, dass ich mich gegenüber Forschenden aus Fächern durchsetzen konnte, die ihre Ergebnisse leichter einer breiten Masse präsentieren können», sagt Philipp Grohs. «Andererseits bin ich auch nicht erstaunt, da die Mathematik mittlerweile dem Image des verstaubten Elfenbeinturms entwachsen ist. Heute basiert jedes technische Gerät, welches wir täglich anwenden, auf Mathematik.»

Der Assistenzprofessor am D-MATH hat mit 33 Jahren den ETH Zürich Latsis-Preis 2014 erhalten: Für seine herausragenden Leistungen im Bereich der Angewandten Mathematik, insbesondere für seine Beiträge zur Approximationstheorie und Numerik, zur Differential- und Algorithmischen Geometrie und zu Methoden zur Mehrskalenanalyse. «Dass ich den Preis von einer der weltbesten Universitäten erhalte, ist eine sehr grosse Ehre», so Philipp Grohs.

Mit dem von der Fondation Latsis International gestifteten Preis zeichnet die ETH abgeschlossene, hervorragende, selbständige wissenschaftliche Beiträge jüngerer Forschenden aus dem Mittelbau der ETH Zürich aus. Der Latsis-Preis wird für wissenschaftlich herausragende Arbeiten aller an der ETH Zürich vorhandenen Forschungsgebiete vergeben.

Riesige Datenmengen entschlüsseln

«In meiner Arbeit geht es hauptsächlich darum, grosse Mengen an Daten effizient darzustellen», sagt Philipp Grohs. In unserem Zeitalter würden immer mehr Daten gemessen. Oft habe man riesige Mengen an Daten, aus denen der Informationsgehalt gering sei. Die Methode, mit der Philipp Grohs an dieses Problem herangeht: «Ich versuche die Architektur, sogenannte ‹building blocks› gewisser Datentypen zu finden. Die Grundbausteine von Musik zum Beispiel sind die Töne. Aber auch andere Datentypen wie medizinische Bilddaten, Börsenkurse, Facebook-Profildaten, Text oder Google-Suchanfragen besitzen ihre eigene Architektur. Kennt man diese Architektur, so kann man sie benutzen, um komplizierte Daten effizient darzustellen und Informationen zu extrahieren.»

So hat Philipp Grohs etwa Darstellungsmethoden für die Diffusion Tensor Magnetic Resonance Bildgebung entwickelt, einem bildgebenden Verfahren, das mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) die Diffusionsbewegung von Wassermolekülen in Körpergewebe misst und räumlich aufgelöst darstellt.

Ausserdem hat er neuartige Methoden zu Darstellung und Simulation von Flüssigkristallen erfunden. Solche Simulationen benötigt man beispielsweise bei der Entwicklung von LCD-Bildschirmen.

Auch mit der Simulation von Gasen und der Strömungsdynamik beschäftigt sich der Mathematiker. So könne man zum Beispiel den aerodynamischen Fluss um Flugzeugflügel herum simulieren. «Für mich ist es sehr schön, dass die Mathematik darin eine entscheidende Rolle spielt.» Genau das habe seine Begeisterung für die angewandte Mathematik geweckt: «Im Studium war ich noch stark auf die Theorie fokussiert. Doch nach und nach habe ich gemerkt, dass der Grossteil der mathematischen Entwicklung den Ursprung in realen physikalischen Problemen hat.» Die Breite seiner Ausbildung kommt ihm zugute: «Eine meiner Stärken ist es, Methoden aus verschiedenen Gebieten der Mathematik zu verbinden um neue Resultate zu finden.»

Heute bewege er sich an der Schnittstelle zwischen Informatik und Mathematik: «Die Rolle der Mathematik ist die Korrektheit der Methoden sicherzustellen, etwa dass keine wichtigen Informationen verlorengehen und die Computersimulationen die Realität widerspiegeln.»

Als Postdoc in Saudi-Arabien

Studiert hat der aus Oberösterreich stammende Philipp Grohs an der TU Wien. Nach seiner Dissertation arbeitete er während sechs Monate als Postdoc an der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien. 2010 verschlug es ihn an die ETH, wo er bereits nach einem Jahr zum Assistenzprofessor befördert wurde. «Ich hatte das nicht spezifisch geplant. Doch die ETH ist das beste, was einem passieren kann, wenn man in Europa bleiben will», sagt Philipp Grohs. «Mir war es immer wichtig, an einem Ort zu sein, an dem die Menschen an vorderster Front in der Wissenschaft sind und man sich gegenseitig befruchten kann.»

Der Latsis-Preis ist mit 25000 Franken dotiert. Weiss Philipp Grohs schon, was er mit dem Geld machen wird? «Vielleicht einen schönen Urlaub, möglicherweise gehe ich in ein Yogakloster im Himalaya.» Beruflich steht sein Ziel aber fest: «Ich möchte ein führendes Zentrum für die mathematische Datenverarbeitung und -simulation aufbauen.»

ETH-Tag 2014

ETH-Rektor Lino Guzzella wird Philipp Grohs die Urkunde und den Check am ETH-Tag 2014 übergeben. Dieser findet am Samstag, 22. November statt. Am ETH-Tag feiert die ETH Zürich gemeinsam mit Gästen aus Forschung, Politik und Wirtschaft den 159. Jahrestag der Hochschule. Traditionsgemäss verleiht die ETH an diesem Tag die Ehrendoktorwürde an Personen, die im internationalen Wissenschaftsbetrieb Ausserordentliches geleistet haben. Auch Studierende, Doktorierende und Dozierende werden für herausragende Leistungen ausgezeichnet.

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