Abschied von der «Scheinteilzeit» und Kreis geschlossen für Mittelbau

Auftrieb für den Mittelbau an der ETH Zürich: Seit diesem September haben alle 16 ETH-Departemente einen eigenen Mittelbau-Fachverein. Zudem werden ETH-Doktorierende neu und grundsätzlich zu 100 Prozent angestellt.

Vergrösserte Ansicht: Mittelbau-Vertreter Lars Büthe (AVETH) und Christian Mathis (SAM) Bild Josef Kuster
Ziel erreicht: Der Mittelbau umfasst neu 16 Fachvereine. Das freut Lars Büthe, Präsident des ETH-Mittelbaus, und Christian Mathis, Präsident des MATL-Mittelbaus. (Bild: ETH Zürich/Josef Kuster)

Doppelten Grund zur Freude hat derzeit die Mittelbau-Vereinigung AVETH der ETH Zürich hat: Zum einen haben seit der GV vom 23. September alle 16 Departemente einen eigenen Mittelbau-Fachverein. Zum andern hat die Schulleitung am 16. September beschlossen, dass ETH-Doktorierende ab dem kommenden Jahr grundsätzlich zu 100 Prozent angestellt werden.

Ab dem 1. Januar 2015 müssen Teilzeitbeschäftigungen für Doktorierende begründet werden - zum Beispiel mit einer Elternschaft oder Tätigkeiten für andere Arbeitgeber.

100 Prozent kommt vor Teilzeit

Für die AVETH ist dieser «Philosophiewechsel» (vgl. Kasten) zu den 100 Prozent-Anstellungen für Doktorierende ein schöner, hochschulpolitischer Erfolg: Seit längerem ist es ihr ein Anliegen, dass die ETH die «Scheinteilzeit» aufhebt und Doktorierende, die vollzeitig arbeiten, auch wirklich zu 100 Prozent entlohnt. Insgesamt zufrieden mit der neuen Philosophie ist folglich AVETH-Präsident Lars Büthe, zumal jene Doktorierenden, die einen zweiten Job haben, durchaus Teilzeit arbeiten dürfen.

Für AVETH-Präsident Lars Büthe ist die neue Regelung für Doktorandenlöhne zudem ein gutes Beispiel dafür, wie die AVETH mit den Mittelbau-Vertretungen in den 16 Departementen zusammenarbeitet: «Die Verhältnisse, in denen Doktorierende und Forschende arbeiten, unterscheiden sich je nach Departement. Darum suchen wir als AVETH die breite Abstützung, wenn wir die Anliegen des gesamten akademischen Mittelbaus wahrnehmen», sagt Lars Büthe, Doktorand am Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET).

Kreis der Fachvereine geschlossen

Im September ist die AVETH dabei einen grossen Schritt weitergekommen: An ihrer Generalversammlung vom 23. September hat sie den Fachverein SAM («Scientific Staff Association at the Department of Materials») als offizielle Vertretung des Mittelbaus im Departement Materialwissenschaft (D-MATL) anerkannt.

Damit hat sich der Kreis geschlossen und alle Departemente haben nun einen eigenen Mittelbau-Fachverein. Die Fachvereine vertreten die Anliegen der Doktorierenden, Postdoktorierenden und der wissenschaftlichen Mitarbeitenden in den Departementen, während die AVETH als Dachorganisation die ETH-weiten Anliegen vertritt.

«Nach fast vier Jahren Aufbauarbeit freue ich mich ungemein, dass der Mittelbau nun in allen Departementen institutionell verankert ist», sagt Lars Büthe. Noch 2011 hatte erst die Hälfte der Departemente einen Mittelbau-Fachverein. Seither hat sich die AVETH hochschulpolitisch nuancierter positioniert, mehr Anlässe organisiert und die Vernetzungsaktivitäten verstärkt.

Christian Mathis, Absolvent der TU Delft und der erste Präsident der SAM, blickt mit Zuversicht voraus: «Der Mittelbau ist heute in den einzelnen Forschungsgruppen des Departments Materialwissenschaft gut integriert. Durch den neuen Fachverein können wir zusätzlich die Vernetzung im gesamten Departement vorantreiben und Anliegen in die Departementskonferenz einbringen.»

AVETH-Vorstand gruppiert sich neu

Um die Aufgaben gleichmässig zu verteilen, hat sich der AVETH-Vorstand an der GV neu organisiert: Neben dem Präsidenten, seinem Stellvertreter und dem Quästor gibt es neu fünf Gruppenleitende.

Jede Gruppe befasst sich mit einem Kernthema des Mittelbaus: Hochschulpolitik, Events, Kommunikation, Counseling (Beratung, Problemlösung), PostDocs (spezifische Querschnittsthemen für Postdoktorierende und wissenschaftliche Mitarbeitende). Dazu kommt wie bisher das Telejob-Team, das sich mit der Stellenplattfrom «ETH get hired» befasst.

«Mit dieser Organisation können wir effizienter und wirkungsvoller arbeiten», sagt Lars Büthe, der bis Februar 2015 als AVETH-Präsident gewählt ist.

Philosophiewechsel bei Doktorandenlöhnen

Von einem regelrechten «Philosophiewechsel bei der Anstellung der Doktorierenden» spricht Cuno Künzler, der Leiter ad interim der ETH-Personalabteilung, weil für Doktorierende neu die Vollzeitanstellung der Regelfall ist und Teilzeitanstellungen zu begründen sind. «Der Philosophiewechsel ist keine Lohnmassnahme», stellt Cuno Künzler klar, «Weder verbessern sich die Löhne noch verschlechtern sie sich.»

Die jeweilige Lohnpolitik legen weiterhin die Departemente fest. Hingegen hat die Schulleitung der ETH Zürich einen Rahmen mit fünf Lohnstufen festgesetzt, in dem sich die Doktorierendenlöhne bewegen dürfen. Die Minimalsaläre entsprechen dabei den Ansätzen des Schweizerischen Nationalfonds. Für die Maximalsaläre setzt die Schulleitung jährlich eine Obergrenze.

Festgehalten ist die neue Lohnphilosophie in der komplett überarbeiteten Verordnung der ETH Zürich über das wissenschaftliche Personal. Diese hat die Schulleitung am 16. September verabschiedet. Die Verordnung tritt am 1. Januar 2015 in Kraft. Bis dahin müssen alle Doktorierenden an der ETH einen neuen Arbeitsvertrag haben.

Im kommenden Quartal werden ihre heutigen Löhne in eine der fünf Lohnstufen überführt. In welche Lohnstufe sie eingeteilt werden, besprechen derzeit die Personalchefs mit den Departementen und Professuren.

Postdoktorierende erhalten für die Dauer ihrer Anstellung Fixlöhne. Für Oberassistierende und wissenschaftliche Mitarbeitende sieht die neue Verordnung Laufbahngespräche im vierten Anstellungsjahr vor. Diese Regelung, so Künzler, schreibt eine noch optimierbare Praxis an der ETH fest, da sich diese Forschenden in der Karrierephase befinden, in der sich entscheidet, ob eine Professur noch ein realistisches Karriereziel ist.

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