«Die Erde als Zwiebel»: Gymischüler entdecken Forschung

Vom 2. bis zum 6. Juni haben an der ETH Zürich die alljährlichen Studienwochen stattgefunden, bei der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit Wissenschaftlern ein Projekt bearbeiten und das Studieren an der ETH kennenlernen.

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Die Studienwochen an der ETH sind beliebt. Schüler mit besonderem Interesse, Talent und einem Notenpolster, welches das einwöchige Fernbleiben vom regulären Unterricht ermöglicht, werden gerne von ihren Lehrern ermutigt, den Blick hinter die Kulissen der Hochschule zu wagen.

In diesem Jahr wurden die Fächer Architektur, Biologie, Erdwissenschaften, Mathematik und Physik angeboten. «Der Frauenanteil ist für ETH-Verhältnisse erfreulich hoch, die Geschlechteraufteilung hingegen ist klassisch», verrät Gaby Kläy von Studienorientierung und Coaching, das die Woche organisiert. «60 Prozent Männer, 40 Prozent Frauen. In der Architektur und den Erdwissenschaften ist das Verhältnis ausgeglichen, dafür dominieren die Männer in Mathematik und Physik und die Frauen in der Biologie.»

Der gemütliche Teil

Am Mittwochabend findet sich eine bunt gemischte Truppe aus 118 Schülerinnen und Schülern im Dozentenfoyer ein. Sie alle nehmen an der Schnupperwoche teil und sind zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Solch junge Gäste sind direkt unter der Kuppel des ETH Hauptgebäudes ein seltener Anblick. Zwischen die Teenager mischen sich einige Professoren und Doktoranden. Die Stimmung ist locker, zwanglos und ähnelt derjenigen bei der Abendverpflegung nach einer langen Wanderung. Alle sind müde, haben aber auch viel zu berichten.

Tim findet es super, dass nach der Einführung am Montag alle noch einmal zusammenkommen: «Sonst verbringt man den ganzen Tag nur mit der eigenen Gruppe und lernt die anderen gar nicht richtig kennen.» Einige treffen sich auch abends in der Jugendherberge wieder, wo sie nach Wunsch vom Organisationsteam untergebracht wurden.

Zwischen Hauptgang und Dessert wird den jungen Leuten eine Präsentation und Live-Demo des Nautik Roboters Sepios serviert (vgl. Video). Die sechs Maschinenbau- und zwei Elektrotechnikstudierenden aus dem Team Sepios wissen, wie sie das aufmerksame Publikum mit ihrem Fokusprojekt faszinieren. Die Studenten werden im Anschluss mit Fragen überhäuft: Fragen zum Projekt, zur Teamarbeit, zum Studium und zum Leben an der ETH.

Wetterpech und missglückte Experimente

Markus hat mit seiner Biologiegruppe untersucht, ob Hefezellen ein Erinnerungsvermögen haben. «Das Experiment sollte eigentlich die ganze Nacht laufen, aber nach 45 Minuten war es schon vorbei. Es wollte halt nicht klappen.» Auf die Frage, ob das nicht frustrierend gewesen sei, antwortet er: «Das gehört in der Forschung wohl einfach dazu und eigentlich finde ich es ganz gut, dass das passiert ist.» Diese Haltung verrät, gemeinsam mit dem Leuchten in seinen Augen, dass er sich eine Zukunft an der ETH durchaus vorstellen kann.

In der Astrophysik gäbe es durch das neue Teleskop auf dem HPP-Gebäude viel zu beobachten - wenn das Wetter mitspielt. «Wir hatten Pech», erzählt Carlotta, die im zweitletzten Jahr vor der Matura steht. «Am Morgen waren zu viele Wolken vor der Sonne und heute Nacht werden wir die Sterne wohl auch nicht sehen.»

Stadtflair und was uns der Boden verrät

Es sind die Atmosphäre und der grosse Campus, die es Carlotta besonders angetan haben. «Es kommt mir hier vor wie in einer riesigen Gemeinschaft. Alle halten zusammen.» Sie schätzt die höhere Selbständigkeit an der Hochschule im Vergleich zur Mittelschule. Andere nennen die intensive Vertiefung einer einzelnen Fachrichtung und die lange Arbeit an einem Projekt als grosses Plus.

Die Gruppe, welche Forschungsluft im Bereich der Erdwissenschaften geschnuppert hat, hat sich intensiv mit Bodenproben aus dem Zürichsee befasst. Mit einem Forschungsschiff der ETH sind sie hinausgefahren, haben mittels Bohrkernen Proben genommen und die Sedimentschichten auf verschiedene Fragestellungen hin analysiert. «Mir ging durch den Kopf, dass die Erde aufgebaut ist wie eine riesige Zwiebel», beschreibt Dominik seinen Eindruck. «Man kann Schicht um Schicht abtragen, bis man irgendwann zum Kern gelangt.»

Krönender Abschluss

Am Freitagnachmittag präsentieren die Schülerinnen und Schüler dann im Beisein der Eltern, einzelner Lehrpersonen und ETH-Angehöriger ihre Projekte. Kurz vor Beginn dieser Schlusspräsentation ist die Aufregung im Hörsaal spürbar: Nicht nur bei den Schülern, auch bei den Betreuern, denn alle wollen nochmals ihr Bestes geben. Die rund 300 Anwesenden werden nicht enttäuscht, die Resultate und Erkenntnisse einer arbeits- und erlebnisreichen Woche beeindrucken das Publikum.

Beim abschliessenden Apéro werden noch schnell die letzten Teamfotos gemacht und gleich auf Facebook gepostet. Dann heisst es bereits wieder Abschied nehmen.

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