Robotertheater

Im Stück «Ecce homo» stehen Schauspieler und Roboter gemeinsam auf der Bühne. Beim Zusammenspiel von Mensch und Maschine zeigen sich deutliche Unterschiede, aber auch überraschende Gemeinsamkeiten. Das Stück hatte am Mittwoch in der Roten Fabrik Premiere.

Vergrösserte Ansicht: Theater
Roboter Semni und Tänzer Kilian Haselbeck in Interaktion. (Bild: maya albrecht – palabra)

Was ist der Mensch? Diese Frage beantworten die beiden Wissenschaftler Klaus und Paula evolutionär. Was den Menschen ausmacht, ist sein aufrechter Gang und vor allem sein vergrössertes Gehirn. Aktuell haben Roboter ja immer noch ihre liebe Mühe mit dem Gehen, aber künstliche Intelligenz – davon sind die beiden Wissenschaftler überzeugt – könnte Robotern bald implementiert werden, um diese dem Menschen ähnlicher zu machen. Damit beginnen auch die Roboter einen evolutiven Prozess zu durchlaufen. Ausgangspunkt ist im Stück ein reales Beispiel. Klaus steuert mit neuronalen Impulsen einen Roboterarm der Universität Zürich und er ist fasziniert von der Möglichkeit, plötzlich drei Arme zu haben. Doch was hindert einen daran, sich nicht auch noch eine zweite Blase oder optimierte Sprinterbeine zuzulegen? Klaus und Paula ersetzen allmählich ihre eigenen Körperteile durch weitere optimierte Komponenten. Immer den wissenschaftlichen Fortschritt im Auge, lautet nun ihre Devise «Live long enough to live forever». Parallel dazu entwickeln sie den Roboter aus Fleisch und Blut. Doch in diesem Konkurrenzkampf, in dem sich Maschine und Mensch immer mehr annähern, werden sich Paula und Klaus plötzlich ihrer Unzulänglichkeiten bewusst. Die Roboter haben die bessern Sensoren, reagieren schneller und im Vergleich zum Rechner ist das menschliche Hirn nur noch eine Leerstelle mit vielen Teilen, von denen man nicht weiss, wozu sie nütze sind. Die Evolution schreitet voran und es kommt, wie es kommen muss: Während Paula und Klaus am Ende durchdrehen, philosophieren zwei Roboter über Sinn und Unsinn der geschlechtlichen Fortpflanzung.

Unterbrochen wird die Handlung immer wieder mit Sequenzen, in denen der Tänzer Kilian Haselbeck mit Semni, einem Roboter der Humboldt-Universität Berlin, interagiert. Anders als bei den Robotern von Klaus und Paula geht es bei Semni aber nicht darum, möglichst humanoid zu sein. Semni ist eine elliptische Holzkonstruktion mit beweglichen Teilen, die sich in unterschiedliche Richtungen drehen lassen. Obwohl eindeutig nicht menschähnlich, scheinen sich Semni und Haselbeck zu verstehen, sie reagieren aufeinander und gehen fast zärtlich miteinander um. Auch wenn es den Leistungen des Tänzers und der Choreographie zu verdanken ist, am Ende kommen die Zuschauer nicht umhin, Semni irgendwie sympathisch zu finden. Damit erweitert das Duo Haselbeck/Semni das Stück, in dem sich alles um die Frage dreht, was die menschliche Wahrnehmung bestimmt und was den Menschen eigentlich ausmacht, um eine weitere Facette. Wer sich für einmal auf eine ganz andere Art und Weise mit dem Thema Robotik auseinandersetzen möchte, erhält in «Ecce homo» einige intelligente Denkanstösse. Das Stück ist noch bis zum 12. Februar im externe SeiteFabriktheater in Zürich zu sehen.

Rahmenprogramm mit ETH-Beteiligung

Im Zusammenhang mit dem Theaterstück «Ecce homo» findet am Sonntag, 6. April ebenfalls in der Roten Fabrik ein Rahmenprogramm zum Tag der künstlichen Intelligenz statt. Dort treten unterschiedliche Roboter in Aktion und es werden Experten und Expertinnen, darunter Robert Riener, Professor für Sensomotorische Systeme an der ETH Zürich, Vorträge halten. Abgerundet wird der Tag mit einer Podiumsdiskussion zum Thema «Kunst trifft Wissenschaft», an der auch Experten der ETH und der Universität Zürich teilnehmen. Weitere Informationen und Tickets auf der externe SeiteWebsite der Roten Fabrik.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert