«Notlösungen» des SNF stossen auf Interesse

Die Übergangsmassnahmen des Nationalfonds sollen den Schaden nach dem Ausschluss der Schweiz von den EU-Forschungsprogrammen begrenzen. Für den Bundesrat bleibt die volle Assoziierung der Schweiz an «Horizon 2020» trotzdem das oberste Ziel.

Martin Vetterli Johann Schneider-Ammann
Für Nationalfonds-Forschungsratspräsident Martin Vetterli und Bundesrat Johann Schneider- Ammann bleibt die Vollbeteiligung an «Horizon 2020» das Ziel. (Bild: SNF / Mauro Mellone)

Der Forschungsplatz Schweiz ist unter Druck: Ende Februar 2014 hat die Europäische Union (EU) die Verhandlungen über die Beteiligung der Schweiz am europäischen Forschungsrahmenprogramm «Horizon 2020» sistiert. Darauf stellte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in enger Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) kurzfristig Übergangsmassnahmen auf die Beine. Diese sollen den Schaden für die Forschenden in der Schweiz möglichst klein halten.

Als erste Massnahme konnten junge Forschende beim Nationalfonds Gesuche für einen Ersatz der «Starting Grants» des Europäischen Forschungsrats (ERC) einreichen. Insgesamt haben 145 Forschende eine dieser Förderungen im Umfang von bis zu 1,5 Millionen Franken und einer Laufzeit von maximal 5 Jahren beantragt. Den Bärenanteil der Gesuche haben Forschende der ETH Zürich und der Universität Zürich eingereicht, dahinter folgen die EPF Lausanne und die Universität Genf, wie der Nationalfonds am Freitag externe Seitemitteilte.

Das Ziel bleibt die volle Assoziierung

An einem Treffen mit dem SNF informierte sich Bundesrat Johann Schneider-Ammann am Freitag über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen bei diesen sogenannten «Temporary Backup Schemes». Er begrüsst die Übergangslösungen des SNF, «sie geben unseren Forschenden in diesen unsicheren Zeiten einen Halt». Gleichwohl betont der Forschungsminister, dass «die volle Assoziierung der Schweiz an ‹Horizon 2020› im Interesse des Forschungsplatzes das vordringliche Ziel des Bundesrats bleibt.»

Laut Martin Vetterli, Präsident des SNF-Forschungsrats, sollen die Resultate der Evaluation der «SNSF Starting Grants» Ende 2014 vorliegen. «Wir gehen davon aus, dass wir in etwa eine gleich hohe Erfolgsrate haben werden wie in früheren Jahren beim ERC», sagt Vetterli. Mit 23 Prozent war diese in den Jahren 2007 bis 2013 im europaweiten Vergleich deutlich überdurchschnittlich.

Das Evaluationsverfahren bei den Übergangsmassnahmen des SNF verläuft gleich wie beim ERC. In einem zweistufigen Peer-Review-Verfahren werden die besten Projekte ermittelt. Der SNF stellt derzeit ein hochrangig besetztes Panel zusammen: «Die Crème de la Crème wird für eine hohe Qualität der Projekte sorgen», erklärt Vetterli. «Vor allem ehemalige Grant-Holder – unter anderem auch von der ETH Zürich – werden darüber entscheiden.»

In einer ersten Phase werden die vielversprechendsten Antragsstellenden zu Interviews eingeladen. In einer zweiten Phase würde dann eine Shortlist eruiert. Mitglied des Ausschusses, der die Evaluationspanels bestimmt und unterstützt, ist Thomas Bernauer, Professor für Politikwissenschaft (Internationale Beziehungen) an der ETH Zürich.

Die Achillesferse der Massnahmen

Für den SNF-Forschungsratspräsidenten ist aber klar: «Die Übergangsmassnahmen können nur eine befristete Notlösung sein». Mittel- und längerfristig könne der internationale Wettbewerb unmöglich ersetzt werden. Bei einer Evaluation innerhalb der Schweiz fehle die kritische Masse, «das ist die Achillesferse der Übergangsmassnahmen», so Vetterli weiter. Ausserdem stehen den Forschenden in der Schweiz weniger Mittel zur Verfügung, als dies beim ERC der Fall wäre.

Zurzeit läuft die Ausschreibung für «SNSF Consolidator Grants». Forschende mit einer Erfahrung zwischen sieben und zwölf Jahren nach der Promotion können ihre Gesuche noch bis am 20. Mai 2014 einreichen. Ob es im Oktober 2014 auch einen Call für «Advanced Grants» geben wird, steht derzeit noch in den Sternen. Das hängt stark von den politischen Entwicklungen bezüglich einer Assoziierung der Schweiz an Horizon 2020 ab.

Ständeratskommission für Klarheit

Die Mitglieder der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) fordern vom Bundesrat eine rasche Assoziierung der Schweiz an die Bildungs- und Forschungsprogramme der Europäischen Union. Sollte diese scheitern, beantragt die Kommission laut einer externe SeiteMedienmitteilung vom Freitag, dass der Bundesrat alle Möglichkeiten einer zusätzlichen Finanzierung prüft.

In der vergangenen Woche hat sich die WBK-S bei der ETH Zürich, der EPF Lausanne, der Rektorenkonferenz der Univeristäten (CRUS), der Rektorenkonferenz der Fachhochschulen (KFH), und dem Nationalfonds (SNF) informiert, welche Auswirkungen die Sistierung von «Erasmus+» und «Horizon 2020» für die Schweizer Bildungs- und Forschungsinstitutionen hat.

Die WBK-S kommt nun zum Schluss, «dass die vom Bundesrat in Auftrag gegebenen Übergangslösungen ein wichtiger Schritt sind, diese aber die volle Assoziierung nicht ersetzen». Sie hat deshalb eine Motion eingereicht, um «rasch die erforderliche Klarheit für die betroffenen Studierenden, Forschenden, Hochschulen und Unternehmen zu schaffen und eine baldmöglichste Assoziierung der Schweiz an die Bildungs- und Forschungsprogramme der EU anzustreben».

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert