Die Weltelite zu Gast

Das Institut für Theoretische Studien (ETH-ITS) hat den ersten Topwissenschaftler empfangen, der einen Forschungsaufenthalt an der ETH Zürich verbringt. Der US-Physiker Terry Hwa macht den Anfang einer vielversprechenden Serie.

Vergrösserte Ansicht: Giovanni Felder, Terry Hwa
Prof. Govanni Felder, Direktor des ETH-Instituts für Theoretische Studien, mit dem ersten Gastprofessor Terry Hwa. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich)

Im vergangenen Sommer wurde an der ETH Zürich das Institut für Theoretische Studien mit dem Ziel gegründet, Topwissenschaftlern aus aller Welt Forschungsaufenthalte an der ETH Zürich zu ermöglichen. «Das erste halbe Jahr stand ganz im Zeichen der Suche nach Forschenden», sagt Institutsdirektor Giovanni Felder. Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat, der aus Vertretern der ETH Zürich und externen Wissenschaftlern besteht, hat er nach renommierten Professoren Ausschau gehalten. Und bereits hat sich das Gremium für zwei Professoren entschieden: Terry Hwa, Physikprofessor der University of California in San Diego, und Henryk Iwaniec, Mathematikprofessor der Rutgers University in New Jersey. Der Mathematiker kommt diesen Sommer nach Zürich, der Physiker ist bereits hier. Beide werden ein Jahr an der ETH Zürich verbringen.

Der erste Spitzenforscher

Terry Hwa ist nun seit Januar mit seiner Familie in der Schweiz. Dass er nun sein einjähriges Sabbatical an der ETH Zürich verbringen darf, freut ihn besonders. «Die ETH Zürich ist von allen europäischen Hochschulen, die ich schon besucht habe, die internationalste», sagt der US-Amerikaner. Auch Institutsdirektor Giovanni Felder freut sich, dass Terry Hwa ein Jahr sein Gast ist: «Er ist ein Spitzenforscher mit einem innovativen Ansatz zur theoretischen Biologie.» Ein Forschungsgebiet, das zunehmend an Bedeutung gewinnt – auch an der ETH Zürich.

Im Mittelpunkt von Hwas Forschung steht das Darmbakterium E. coli. Die Darmbakterien sind Teil eines hochkomplexen und dynamischen Systems mit unzähligen beteiligten Partnern. Zellen, Moleküle und andere Akteure interagieren miteinander, sind ständig in Bewegung. Terry Hwas Ziel ist es, dieses System mathematisch zu beschreiben und so Prozesse vorhersehbar zu machen.

Zahlreiche Forscher der ETH Zürich kennt Terry Hwa bereits. Eine Zusammenarbeit, die gar zu einer wissenschaftlichen Publikation geführt hätte, gab es bislang aber noch nicht. Das möchte der Physiker nun ändern. «Ein Forschungsaufenthalt ist ideal, um bei einer Tasse Tee gemeinsame Ideen zu entwickeln», sagt Hwa. «Dieser kreative Gedankenaustausch kann nicht über Distanz geführt werden, der direkte Kontakt ist dafür unabdingbar.» Die Liste an ETH-Wissenschaftlern, die er persönlich vor Ort treffen will, ist lang.

Über den Tellerrand

Hwa hält in diesem Semester auch eine Vorlesung für Studierende verschiedener Fachrichtungen wie Physik, Ingenieurwissenschaften oder Biochemie. Er möchte mit seiner Veranstaltung «Quantitative Biologie» den Studenten die Biologie näherbringen. «Mir ist es wichtig aufzuzeigen, wie zentral der interdisziplinäre Ansatz ist und wie die einzelnen Fächer voneinander profitieren können», sagt Hwa.

Das ist ganz und gar im Sinne seines Gastgeberinstituts. Dort wird schon heute viel Wert auf den Austausch zwischen den Fächern gelegt. In Zukunft möchte Institutsdirektor Giovanni Felder noch weiter in diese Richtung vorstossen und mit noch mehr Disziplinen zusammenarbeiten. Neue mögliche Forschungsrichtungen des Instituts werden in der fachübergreifenden Vortragsreihe «ITS Science Colloquium» diskutiert.

Chance für Junge

Das Institut will aber nicht nur den Austausch zwischen bereits etablierten Forscherpersönlichkeiten unterstützen; es hat sich auch der Nachwuchsförderung verschrieben. So bietet das Austauschprogramm auch talentierten Jungwissenschaftlern, die eben erfolgreich ihre Dissertation abgeschlossen haben, die Möglichkeit, als Postdocs für drei Jahre an das Institut für Theoretische Studien zu kommen. Sie arbeiten unabhängig, werden aber durch einen ETH-Professor oder eine ETH-Professorin unterstützt.

Eine Besonderheit ist, dass sie eigene finanzielle Mittel haben, um ihrerseits Forschende aus aller Welt für einen Besuch nach Zürich einzuladen. «Der internationale Austausch zwischen Wissenschaftlern ist bei allen Generationen ein wichtiger Teil, der zum Erfolg beiträgt», ist Giovanni Felder überzeugt.

Im Gegensatz zu den «Senior Fellows », die an die ETH Zürich eingeladen werden, müssen die «Junior Fellows » von einem Professor oder einer Professorin nominiert werden. Dazu hat Giovanni Felder Kollegen angeschrieben und sie auf die Möglichkeiten seines Instituts aufmerksam gemacht. «Wir haben viele hochkarätige Bewerbungen erhalten. Es war nicht einfach, uns zu entscheiden», sagt Giovanni Felder. Noch ist kein Kandidat hier, aber die ersten drei sind bereits ausgewählt. Sie alle werden für drei Jahre als Postdocs an der ETH Zürich forschen.

Auch Terry Hwa ist immer wieder auf der Suche nach talentierten Jungforschern für sein Labor in San Diego. Gut möglich also, dass er Ende Jahr mit einem ETH-Studenten im Gepäck nach Hause fliegt.

Der Artikel wurde leicht gekürzt aus dem aktuellen Globe übernommen.

Das neue ETH-Institut

Das Institut für Theoretische Studien der ETH Zürich (ETH-ITS) lädt Topwissenschaftler aus der ganzen Welt für Forschungsaufenthalte ein. Es wurde im vergangenen Sommer dank zwei äusserst grosszügigen Spenden von je 25 Millionen Franken gegründet. Die Donatoren Martin Haefner als Vertreter der Walter-Haefner-Stiftung und Max Rössler haben beide an der ETH Zürich Mathematik studiert und sind bis heute mit ihr verbunden.

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