Volle Kraft voraus

Die ETH Zürich, die Universität Zürich und fünf universitäre Spitäler spannen bei der medizinischen Forschung und Ausbildung zusammen. Gestern feierte die Dachorganisation «Hochschulmedizin Zürich» ihren ersten Geburtstag.

Vergrösserte Ansicht: Hochschulmedizin
ETH-Professorin Annette Oxenius stellte das Netzwerk «Node Infection & Immunity» vor. (Bild: Marita Fuchs / UZH News)

In der Aula der Universität Zürich trafen sich gestern all jene, die in der medizinischen Forschung in Zürich Rang und Namen haben. Gekommen waren sie, um Rückschau zu halten auf das erste Jahr der Dachorganisation «externe SeiteHochschulmedizin Zürich» (HMZ), die die medizinische Forschung an ETH Zürich, Universität Zürich und den universitären Spitälern vernetzt.

Obwohl seit Jahrzehnten in vielen Gebieten erfolgreich zusammengearbeitet wird, fehlte es bis vor einem Jahr an einer Organisation, die alle Aktivitäten in der biomedizinischen und medizintechnischen Forschung und Ausbildung zusammenbringt, sagte Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der Universität Zürich in seinem Eröffnungsvortrag. HMZ fördere Ideen und Projekte, die in Einklang mit den strategischen Zielen der Institutionen stünden und einen interdisziplinären, translationalen Charakter hätten, sagte er.

Markus Rudin, Professor am Institut für Biomedizinische Technik, stellte kurz die laufenden Netzwerke und Projekte vor, die in verschieden Bereichen angesiedelt sind: Krebsforschung, Forschung zu Wohlstandskrankheiten wie Diabetes, zu Infektionskrankheiten, personalisierter und regenerativer Medizin, bildgebenden Verfahren, Neurowissenschaften und Herzkrankheiten.

Neue Kunstherzen entwickeln

Im Folgenden erfuhr die Zuhörerschaft Genaueres von zwei ausgewählten Projekten. Als erster stellte Herzchirurg Volkmar Falk vom Universitätsspital Zürich das Projekt «Zurich Heart» vor. Er wies auf die Dringlichkeit hin, mit der an neuen Kunstherzen gearbeitet werden müsse. Die von ihm vorgetragenen Zahlen sprachen für sich: Herzschwäche sei ein globales Problem, zwei Prozent der Bevölkerung litten an dieser Krankheit, die Sterblichkeit sei vor allem bei älteren Personen sehr hoch. Die beste Therapie sei die Herztransplantation, doch es gebe zu wenige Herzen. Die Wartezeiten seien lang. Deshalb müssten die Patienten zunehmend mit Kunstherzen behandelt werden. «Doch diese Kunstherzen beruhen auf einer Technologie der 60er Jahre», so Falk. Problematisch an der bisherigen Technik seien unter anderem Infektionen, die entstünden, weil Kabel aus dem Körper zu Batterien führten, die die künstlichen Pumpen mit Energie versorgen müssten. Dieser Zustand sei auf Dauer unhaltbar.

Das Projekt «Zurich Heart» wird bis jetzt von drei Stiftungen finanziell unterstützt und verfolgt zwei Ansätze: Zum einen sollen bestehende Kunstherzen verbessert werden, zum anderen soll aber auch an Konzepten mit neuartiger Technologie und neuen Materialien gearbeitet werden.

Kampf gegen Infektionskrankheiten

Annette Oxenius, Professorin am Institut für Mikrobiologie stellte im Anschluss an den Vortrag von Falk das Netzwerk «Node Infection & Immunity» vor. Dieses dient als eine Plattform für Grundlagenforscher auf dem Gebiet der Immunologie, Mikrobiologie, Virologie, Parasitologie, Zellbiologie Biochemie und Chemie sowie Klinikern und translationalen Forschern im Bereich der Immunologie und Infektiologie. Die Vernetzung dieser Fachgebiete hat zum Ziel, ein besseres Verständnis von Interaktionen zwischen Wirt und Pathogenen zu erarbeiten und dadurch neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten für Infektionskrankheiten zu entwickeln. Das Netzwerk umfasst zurzeit 65 Forschungsgruppen an der ETH, der Universität Zürich, dem Universitätsspital und dem Universitätskinderspital Zürich. Ziel ist es unter anderem, neue Viren zu entdecken und zu erforschen, wie Antikörper sich verändern.

Medizintechnik hat Zukunft

Zum Abschluss der Veranstaltung sprach Lino Guzzella, Rektor der ETH Zürich, über die Bedeutung der Medizintechnik für die Schweiz. Schweizer Forschende seien gerade auf diesem Gebiet top, immerhin sei die Medizintechnik ein wichtiges Element der Schweizer Wirtschaft, sie mache zwei Prozent des Bruttosozialprodukts aus. Mit diesem Forschungszweig lasse sich also durchaus auch Geld verdienen.

Die Schweiz benötige hochqualifizierte Menschen an der Schnittstelle der Fachgebiete und hier erwiesen sich ETH und Universität Zürich als ideale Partner, sagte Guzzella. Man könne sich durchaus auch vorstellen, dass in Zukunft Medizinstudierende mit Bachelorabschluss an die ETH wechseln, um ihr medizinisches Wissen mit technischem Wissen anzureichern.

Dieser Text von UZH-News-Redaktorin Marita Fuchs erschien zuerst auf externe SeiteUZH News.

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