Bundesrat Schneider-Ammann ist begeistert von der «ETH-Equipe»

Johann Schneider-Ammann, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, besuchte am Montag die ETH Zürich. Er informierte sich zu den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und zeigte sich als grosser Bewunderer der Hochschule.

Vergrösserte Ansicht: Johann Schneider-Ammann und Lino Guzzella
Bundesrat Johann Schneider-Ammann (links) anlässlich seines Besuchs auf dem Hönggerberg mit ETH-Präsident Lino Guzzella. (Bild: ETH Zürich / Alessandro Della Bella)

Johann Schneider-Ammanns Besuch auf dem Campus Hönggerberg galt der digitalen Revolution und deren Chancen und Herausforderungen für Wirtschaft und Industrie. Er sei grundsätzlich an neuer Technologie interessiert, sagte der Bundesrat, besonders am Thema «Big Data», das auch in seinem Departement immer wichtiger werde. Sein Besuch dürfe ausserdem als Honorierung verstanden werden für eine der weltbesten Hochschulen, auf die das Land stolz sein könne. Und nicht zuletzt war es eine Rückkehr: Vor fast 40 Jahren hatte Schneider-Amman selbst ein Studium in Elektrotechnik an der ETH Zürich abgeschlossen.

Auch für ETH-Präsident Lino Guzzella war der Besuch Ausdruck der Anerkennung: «Für unsere Forschenden ist es sehr motivierend , dass sich der Bundesrat für die Arbeit, die an der ETH geleistet wird, interessiert und diese auch sehr schätzt», sagte er. Während seiner Begrüssung nutzte der ETH-Präsident die Gelegenheit, einige Wünsche an die Politik zu formulieren: Ein freier Forschungswettbewerb und der ungehinderte Zugang zum globalen Talentpool seien für den Erfolg der ETH entscheidend. Zudem erhoffe er sich auch weiterhin eine gesicherte Grundfinanzierung von Bildung und Forschung durch den Bund sowie weitgehende Autonomie, damit sich die Hochschule von innen heraus, basierend auf dem eigenen Potential, entwickeln könne.

Digitalisierung als Chance

Um dem Bundesrat dieses Potenzial vor Augen zu führen, stellte die ETH ein vielfältiges und hochkarätiges Besuchsprogramm zusammen: Professoren aus Informatik, Architektur, Maschinenbau und Robotik führten in die technischen Grundlagen und den Umgang mit der Digitalisierung in den jeweiligen Bereichen ein. Welche Bedeutung die Digitalisierung für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Zürich hat, führte Markus Püschel, Vorsteher des Departements Informatik, aus. Die Standortfaktoren in Zürich seien einzigartig. Nur so sei zu erklären, dass Disney sein einziges Forschungslabor ausserhalb der USA hier eingerichtet habe und dass Google seine drittgrösste Niederlassung in Zürich aufbaue. Entscheidend sei der Zugang zu vielversprechenden Nachwuchstalenten, wobei die ETH mit über 150 Informatik-Abgängern pro Jahr und jährlich bis zu fünf neugegründeten ICT-Start-ups eine Schlüsselrolle spiele.

Informatikprofessor Friedemann Mattern beschrieb in seinem Referat die Zukunft in einer «Cyber Physical World», einer Welt, in der sich der Graben zwischen physischer und digitaler Welt zunehmend schliesst. Informations- und Kommunikationstechnologie dringen laut Mattern in alle Bereiche unseres Alltags ein in Form von vernetzten Maschinen, Produkten und Gebäuden. Seit 15 Jahren wird an der ETH an diesem «Internet der Dinge» geforscht. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen davon schätzt Mattern als  noch weitreichender ein, als was wir derzeit mit «Big Data Analytics», also der Nutzbarmachung von riesigen Mengen unstrukturierter Daten, erleben.

ETH-Studierende  stellten dem Bundesrat Projekte vor, die sie während des Grundstudiums unter Anwendung von Mechatronik-Plattformen und 3-D-Druckern erarbeitet hatten. Da heute die Digitalisierung von der Konstruktion über die Produktion bis hin zum fertigen Produkt eine Rolle spiele, sei es entscheidend, diese von Beginn an auch in der Lehre zu verankern, so Mirko Meboldt, Professor für Produktentwicklung.

Bauen 4.0

Sichtlich beeindruckt war Bundesrat Schneider-Ammann von einem an der ETH entwickelten Bauroboter, der dereinst auf Baustellen eingesetzt werden könnte. Weitgehend autonom baut dieser mit Ziegelsteinen eine zuvor am Computer entworfene, komplex strukturierte Wandfassade auf. Mit Bezug auf den Roboter sprachen Matthias Kohler, Professor für Architektur und Digitale Fabrikation, und Jonas Buchli, Professor für Agile Robotik, über die bevorstehende Digitalisierung der Baubranche. Die gestalterischen Freiheiten des Architekten werden erweitert, und der Roboter wird zu einer Art 3-D-Drucker in Grossmassstab.

Die letzte Station des bundesrätlichen Rundgangs galt schliesslich der ETH-Lehrwerkstatt. Hier brach Schneider-Ammann eine Lanze für die Schweizer Berufslehre. Er sei erst gestern von der Jahrestagung der Weltbankgruppe in Lima zurückgekehrt, erzählte er. Dort hätten ihn vier peruanische Minister zu bilateralen Gespräch gebeten. Und alle hätten mit ihm über die Schweizer Berufsbildung sprechen und vom Schweizer Modell lernen wollen.

Vermehrt mit Parlamentariern auf Tuchfühlung

Am Ende des Rundgangs ging Schneider-Ammann auf die politischen Anliegen des ETH-Präsidenten ein. Er sei zuversichtlich, dass trotz der anstehenden Sparrunde Investitionen in Bildung und Forschung nicht substantiell betroffen seien, sagte der Bundesrat. «Wir haben in Bern 246 Parlamentarier, die hinter der Bildung und Forschung in der Schweiz stehen. Sie setzen sich dafür ein, dass in diesem Bereich zuletzt gespart wird.»

Auch bezüglich einer vollständigen Assoziierung zum EU-Forschungsförderungs-Programm «Horizon 2020» ab 2017 zeigte sich der Bundesrat zuversichtlich. Bis Ende 2016 können sich Schweizer Forschende wegen den Auswirkungen der angenommenen Masseneinwanderungs-Initiative nur noch für ausgewählte Teile des 80 Milliarden Euro schweren Fördertopfs bewerben. «Wir haben viele Freunde in Europa und werden eine Lösung finden», so Schneider-Ammann. Er verwies dabei auf ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, das ihn hoffnungsvoll gestimmt habe. Die Autonomie der Hochschule, die Guzzella gefordert hatte, befürworte auch er. Schneider-Ammann spielte den Ball allerdings zurück an die Professoren: Diese sollten vermehrt mit den Parlamentariern auf Tuchfühlung gehen und die Relevanz ihrer Arbeit und die Interessen der ETH auch aktiv im Parlament vertreten. So entstünde Vertrauen, was wiederum Autonomie ermögliche.  

Nach dem dreistündigen Besuchsprogramm, den Präsentationen und Gesprächen zeigte sich Schneider-Ammann begeistert von der «Equipe», die er kennengelernt hatte: «Die Ausstrahlung der Menschen hier spricht von der Faszination und Überzeugung, mit welcher diese ihre Arbeit verrichten.» Und auch ETH-Präsident Lino Guzzella war erfreut über den Besuch des Vorstehers des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung und damit obersten Chefs der ETH: «Wir wollten Bundesrat Scheider-Ammann zeigen, was die ETH Zürich im Bereich der Digitalisierung alles leistet, und ich glaube das ist uns ganz gut gelungen.»

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