Flexibles Unterrichten an der ETH Zürich

Die klassische Vorlesung wird weiterhin fester Bestandteil des studentischen Alltags sein, aber mit dem flexiblen Auditorium ermöglicht die ETH Zürich neue Formen der Lehre.

Vergrösserte Ansicht: Flexibles Auditorium
Durch seine mobile Einrichtung kann das Auditorium für viele Unterrichtsformen genutzt werden. (Foto: ETH Zürich/Andrea Schmits)

Von aussen betrachtet ist der Raum im HG E 41 ein gewöhnlicher Seminarraum. Durch seine besondere Einrichtung bietet er ab diesem Semester aber eine Umgebung, welche (inter-)aktive und vielfältige Unterrichtsformen ermöglicht.

Das flexible Auditorium ist mit einer mobilen Einrichtung ausgestattet. Die Tische und Stühle lassen sich leicht im Raum bewegen und besonders gut in Gruppeninseln anordnen. Um Konzepte graphisch darzustellen oder beispielsweise mathematische Formeln zu entwickeln, stehen verschiebbare White- und Blackboards zur Verfügung. Zwei mobile Bildschirme und ein fester Projektor sorgen dafür, dass sich mehrere Präsentationen verteilt im Raum vorführen lassen. Auch die Studierenden können drahtlos auf einen der Bildschirme projizieren. Das erleichtert die gemeinsame Diskussion von Gruppenarbeiten.

Bereits Ende 2012 hatte die ETH Zürich beschlossen, während einer zweijährigen Testphase Erfahrungen mit MOOCs (Massive Open Online Courses) zu sammeln. MOOCs, welche mittlerweile von vielen internationalen Hochschulen angeboten werden, wenden sich an eine grosse Masse von Teilnehmenden in der ganzen Welt. In Differenzierung dazu hat die ETH das Konzept TORQUE (Tiny, Open-with-Restrictions courses focused on QUality and Effectiveness) ausgearbeitet, welches sich primär an die eigenen Studierenden richtet, also immer in Bezug zu einer Lehrveranstaltung an der ETH Zürich steht.

Im flexiblen Auditorium können nun auch die Präsenzteile zu den TORQUEs der ETH abgehalten werden. Dies beispielsweise als sogenannte «flipped classroom»-Veranstaltung, bei welcher die Studierenden zuerst die Theorieteile online erarbeiten, bevor in der Präsenzveranstaltung gemeinsam mit den Dozierenden und Assistierenden die wesentlichen Konzepte angewendet, vertieft oder diskutiert werden.

Internationale Vorbilder

Im Herbst 2013 war eine Delegation aus Professoren, Stabsmitarbeitenden und Studierenden der ETH Zürich nach Stanford, Kalifornien gereist. Ziel der Reise war es, sich mit neuen Unterrichtskonzepten und Lerninfrastrukturen der dortigen Hochschule auseinanderzusetzen und Inspirationen mit nach Zürich zu bringen.

Die Gruppe habe unter anderem an Raumkonzepten des Institute of Design (d.school) in Stanford besonderen Gefallen gefunden, sagt Koni Osterwalder vom Stab für Lehrentwicklung und -technologie (LET): «Die d.school verfügt über flexible Lehrräume für Gruppen- und Projektarbeiten. Diese schaffen eine ideale Umgebung für eine sachbezogene Interaktion zwischen dem Dozenten und den Studierenden.»

Auch in vielen anderen Universitäten, insbesondere im Osten der USA, sind spezielle Unterrichtsräume für interaktive Lehrformen unter der Bezeichnung SCALE-UP (Student Centred Active Learning Environment with Upside-down Pedagogies) bereits etabliert.

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Möblierungsvarianten im flexiblen Auditorium. (Grafik: ETH Zürich)

Zur Hälfte ausgelastet

Osterwalder sieht im flexiblen Auditorium einen eindeutigen Mehrwert für die Lehre: «Lernen bedingt immer eine aktive und intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Dieser Raum ermöglicht Unterrichtsformen, die genau dies unterstützen.»

Die Resonanz war bisher dementsprechend positiv: Der Raum ist im Herbstsemester 2014 bereits zu rund 50 Prozent durch Unterrichtsveranstaltungen ausgelastet. «Dies ohne dass wir breit darauf aufmerksam gemacht haben», sagt Koni Osterwalder. Je nach Anordnung der Tische bietet das Zimmer Platz für bis zu 50 Personen.

Wenn sich das flexible Auditorium gemäss den Erwartungen bewährt, ist es naheliegend, über ähnliche Räume in anderen Gebäuden der ETH Zürich nachzudenken. «Wir wissen beispielsweise, dass sich auch die Physiker für solche Räume interessieren. Für die Physik müsste man auf dem Campus Hönggerberg einen Raum zur Verfügung stellen.»

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