Nachhaltigkeits-«Boost» an der ETH

Während der ersten «Energy Efficiency Challenge» an der ETH Zürich haben 429 Mitarbeitende und Studierende ihren Alltag drei Wochen lang auf Nachhaltigkeit getrimmt – und minderten dadurch ihre CO2-Emissionen um bislang nahezu 1000 Kilogramm.

Vergrösserte Ansicht: EE-Challenge Team Geeks Christian Kaufmann.
Im Einsatz für nachhaltiges Arbeiten: Christian Kaufmann von weAct (Mitte) mit Matthias Schneider (links) und Chris Russ (rechts) vom Team Geeks, das die Energy Efficiency Challenge gewonnen hat. (Bild: WeAct/Priska Müller)

Die Themen Energie und Klimawandel sind an der ETH omnipräsent; schliesslich gehört die Hochschule zur Weltspitze, wenn es um Forschung und Entwicklung in diesem Bereich geht. Doch wie steht es mit dem Nachhaltigkeits-Bewusstsein in unserem Alltag?

Durch ein bewusstes Verhalten im Labor, im Büro, in der Werkstatt oder beim Pendeln könnten wir bis zu 15 Prozent des gesamten Energiebedarfes einsparen. Genau hier setzte das erste Modul der «Energy Efficiency Challenge» (EE-Challenge) an, die das Start-up «externe SeiteWeAct» zusammen mit dem Stab Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) vom 5. bis 25. Mai durchführte.

Ulrike Menzel, Doktorandin am D-BSSE, war eine von insgesamt 429 Teilnehmerinnen der EE-Challenge. Sie hatte in einer Mail davon erfahren und motivierte einen Laborkollegen, sich gemeinsam über die von «WeAct» entwickelte Web-Plattform anzumelden. Das sprach sich im Team herum und plötzlich waren die «fantastic seven», so der Gruppenname, zu acht.

Täglich trugen die Teilnehmer zuerst ihre Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Mobilität, Ernährung und Energie ins System ein. Später gaben sie an, ob sie diese tatsächlich erreicht hatten.

Ihr Team traf sich zum Beispiel über Mittag zum vegetarischen Kochen oder nach der Arbeit für den Unisport. «Die drei Wochen waren toll, weil man im Team viel motivierter ist Neues auszuprobieren», sagt sie. «Wir waren zwar ehrgeizig, aber das spielerische Miteinander stand immer im Vordergrund.» Immerhin schafften es die «fantastic seven» am Ende auf Platz drei von insgesamt 78 angemeldeten Teams.

Wie viel Arbeitszeit musste Menzel für die Challenge einsetzen? «Der Mehraufwand war gering, weil die meisten Aktionen keine zusätzliche Zeit in Anspruch nahmen und die Plattform zum Eintragen der Leistungen sehr einfach zu bedienen ist.»

Mehr Pausen und weniger Softdrinks

Christian Kaufmann, Mitgründer von «WeAct», ist zufrieden: «Die meisten Teams haben mehr als 100 Prozent ihrer Nachhaltigkeits-Ziele erreicht.» Zugleich freut er sich über das positive Echo. 85 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie erneut bei einer Challenge mitmachen und diese auch Freunden weiterempfehlen würden.

Auch für Dominik Brem, Bereichsleiter Umwelt beim Stab SGU, war der Wettbewerb ein Erfolg: «In drei Wochen wurden insgesamt 35'000 nachhaltige Aktionen auf der Plattform registriert; das finde ich schon eindrücklich!»

Die beliebteste Aktion waren gemeinsame Teampausen während der Arbeitszeit. Das war ganz im Sinne der Veranstalter: «Die Challenge soll mithelfen den Teamgeist zu stärken und die Teilnehmer dazu animieren, sich mehr untereinander auszutauschen – über Nachhaltigkeit oder auch andere Themen», erklärt Kaufmann.

Weiter gehörten das Treppenlaufen, das Trinken von Hahnenwasser anstelle abgepackter Getränke, die Vermeidung von Abfällen und vegetarisches Essen zu den am meisten durchgeführten Aktionen.

Nach Berechnungen von WeAct wurden im ersten Modul der EE-Challenge durch Velofahren, Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr, vegetarische Küche und kürzere Duschen 950 Kilogramm CO2-Emissionen verhindert. Noch viel stärker ins Gewicht fällt die Substitution von 51 Flugreisen.

Viele Teilnehmer haben sich freiwillig dazu verpflichtet diese in den kommenden 12 Monaten durch Zugreisen oder Videokonferenzen zu ersetzen. Dadurch würden schätzungsweise 75'000 Kilogramm CO2-Emissionen verhindert.

Die tatsächliche Wirkung der Challenge ist jedoch schwierig zu messen. Denn die Teilnehmer konnten auch Aktivitäten registrieren, die zwar im Sinne der Challenge waren, die jedoch keine Verhaltensänderungen erforderten. Wer zum Beispiel schon immer ins Geschäft radelte, der sammelte ohne Mehraufwand viele Punkte.

Mitarbeitende aktiver als Studierende

Die Organisatoren peilten eine Teilnehmerzahl von 700 bis 800 Personen an. Die meisten Anmeldungen erfolgten schliesslich aus den Departementen Umweltsystemwissenschaften (D-USYS) sowie Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG). Für Brem ist das nicht überraschend: «Die Affinität zum Thema Nachhaltigkeit ist dort am höchsten. Deshalb ist es sicher einfacher, die Mitarbeiter zum mitmachen zu motivieren.»

Gesamthaft nahmen 191 Mitarbeitende (darunter auch Doktoranden) und 238 Studierende an der EE-Challenge teil. Obwohl geringer in der Zahl, sammelten die Mitarbeitenden mehr Punkte (550'090 gegen 507'405) und stellten am Ende die drei Gewinnerteams.

Die Mitarbeitenden hatten jedoch auch einen kleinen Vorteil: Sie konnten zusätzliche Punkte sammeln, indem sie sich für das zweite Modul der EE-Challenge «Unser Engagement» anmeldeten und Vorschläge einreichten.

Ab Juli sollen sich die bestehenden EE-Challenge-Mitarbeiterteams und weitere Interessenten aus der ETH längerfristige Ziele setzen: Auf diese Weise verankern sie ihr nachhaltiges Verhalten im Alltag.

Zwei «Geeks» setzen sich durch

Matthias Schneider und Chris Russ heissen die Gewinner der «Energy Efficiency Challenge» für ETH-Mitarbeitende. Zusammen bilden die beiden Doktoranden aus dem Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET) das Team «Geek». Der Name leitet sich aus dem englischen «Green energy efficient kids» (Grüne, energieeffiziente Jungs) ab. Umgangssprachlich bedeutet «geek» zudem soviel wie «Computerfreak».

Mit insgesamt 20'336 Punkten (das sind 10'186 pro Teammitglied) rangieren die «Geeks» vor dem zweitplatzierten Team «Lotus-leaf-li(c)kers» aus dem Departement Materialwissenschaft (D-MATL), das ein Punktetotal von 25'575 erreicht (das sind 8525 Punkte pro Teammitglied). Belohnt wurde das Siegerteam mit einem Gutschein für ein nachhaltiges Dinner im vegetarischen Restaurant.

Die Preisverleihung des Team-Wettbewerbs fand in Anwesenheit aller sieben preisgekrönten Teams am Donnerstag im Lichthof des CHN-Gebäude statt. «Die ‹EE-Challenge› hat Spass gemacht», sagte Chris Russ, «Besonders bei der Ernährung hat die Challenge mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschärft, und auch die ‹Walking meetings› sind eine gute Idee.»

Die Gewinnerteams, Resultate und Schlussbilanz des Team-Wettbewerbs der «Energy Efficiency Challenge» finden Sie Downloadhier (PDF, 2.2 MB).

Vergrösserte Ansicht: EE-Challenge Preisverleihung
An der Preisverleihung diskutieren die Siegerteams mit den Veranstaltern über Vorzüge und Verbesserungspotenziale der EE-Challenge. (Bild: WeAct/Priska Müller)

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