Kontraproduktiver Ausschluss vom Arbeitsmarkt

Werden Geflüchtete im Ankunftsland anfänglich vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, hat dies negative Konsequenzen für deren langfristige Integration. Zudem entstehen dem Staat Kosten wegen höherer Sozialausgaben und entgangener Steuereinnahmen. Dies belegt für Deutschland eine Studie der ETH Zürich und der Stanford University.

Je rascher Geflüchtete am Arbeitsmarkt teilnehmen können, desto besser gelingt ihre Integration. (Bild: Keystone/DPA/Bernd Settnik )
Je rascher Geflüchtete am Arbeitsmarkt teilnehmen können, desto besser gelingt ihre Integration. (Bild: Keystone/DPA/Bernd Settnik)

In vielen Ländern Europas dürfen Asylsuchende nicht sofort arbeiten. Nun gibt es Belege, dass ein Arbeitsverbot langfristig kontraproduktiv ist: Eine externe SeiteStudie des Immigration Policy Lab der ETH Zürich und der Stanford University hat für Deutschland ergeben, dass Geflüchtete, die weniger lang vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, nach Ablauf des Arbeitsverbots schneller eine Stelle finden als jene, die länger nicht arbeiten dürfen. Fünf Jahre nach dem Ablauf der Wartefrist liegt die Beschäftigungsrate der Geflüchteten mit der kürzeren Wartezeit um 20 Prozentpunkte höher.

Kurzes Arbeitsverbot, schnellere Integration

Die Forscher haben zwei homogene Gruppen und ihre Beschäftigungsraten nach dem Ende des Arbeitsverbots verglichen: Die 1999 und 2000 aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland Geflüchteten. Der Hintergrund des Vergleichs ist, dass die Wartefrist für Asylsuchende in Deutschland im Jahr 2000 auf zwölf Monate vermindert wurde. Damit hatten die im Jahr 2000 angekommenen Geflüchteten eine um durchschnittlich sieben Monate kürzere Wartefrist als jene, die 1999 nach Deutschland kamen. Letztere durften je nach Zeitpunkt der Ankunft während 13 bis 24 Monaten keiner Beschäftigung nachgehen.

Die Verkürzung der Wartezeit und die Homogenität der beiden Gruppen von Geflüchteten erlaubt es, die Unterschiede in der Beschäftigung auf die unterschiedlich lange Wartefrist zurückzuführen.

Erzwungene Arbeitslosigkeit demotiviert

Die Forscher konnten mit Hilfe von statistischen Methoden andere Faktoren wie die Konjunktur als Grund für die unterschiedliche Integration in den Arbeitsmarkt ausschliessen. Sie führen die höhere Arbeitsmarkt-Partizipation der Geflüchteten mit einer kürzeren Wartefrist darauf zurück, dass diese nicht durch ein lang dauerndes Arbeitsverbot und aufgezwungene Arbeitslosigkeit demotiviert worden seien. Dies behindere die Integration. «Arbeitsverbote sind kurzsichtig», sagt Moritz Marbach, Co-Autor der Studie. «Anstelle Geflüchtete jahrelang vom Sozialstaat abhängig zu machen, sollten Länder wie Deutschland ihre Anfangsmotivation nutzen und Geflüchtete rasch in den Arbeitsmarkt integrieren.»

Zudem zahle der Staat einen hohen Preis für das Arbeitsverbot, schreiben die Autoren. Hätten die 40'500 im Jahr 1999 aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland Geflüchteten dank kürzer dauerndem Arbeitsverbot den gleich hohen Beschäftigungsgrad erreicht wie die 2000 in Deutschland Angekommenen, hätte der Staat wegen tieferer Sozialausgaben und höherer Steuereinnahmen rund 40 Mio. Euro pro Jahr gespart.

Literaturhinweis

Marbach M, Hainmueller J, Hangartner D. The long-term impact of employment bans on the economic integration of refugees. Science Advances, published online 19th Sept 2018. DOI: externe Seite10.1126/sciadv.aap9519

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