Gut gerüstet ins neue Semester

Heute startet das Frühlingssemester. Darauf haben sich manche Dozierende ganz besonders vorbereitet. So etwa fünf Assistierende, die den Kurs «Learning to Teach» besucht haben.

Vergrösserte Ansicht: Assistenten und Assistentinnen der ETH Zürich lernen zu lehren. (alle Bilder: ETH Zürich / Roland Baumann)
Assistenten und Assistentinnen der ETH Zürich lernen zu lehren. (alle Bilder: ETH Zürich / Roland Baumann)

Die Prüfungen sind vorbei, vielleicht lagen ein paar Tage Ferien drin, und schon geht es wieder los für die Studierenden – das Frühlingssemester startet. Auch für die Dozierenden beginnt wieder die Zeit, in der Vorlesungen und Übungen die Agenda bestimmen. Eine ganz besondere Zeit beginnt für all jene, die zum ersten Mal vor einer Klasse stehen.

Lehren lernen

Wir alle haben unsere Erfahrungen mit Lehrern und Dozentinnen gemacht, mit guten wie auch mit solchen, die didaktisch etwas weniger bewandert waren. Doch wie sieht es aus, wenn man selbst vorne steht? Wie motiviert man die Studierenden? Und wie vermittelt man ihnen den Stoff am besten? Antworten darauf vermittelt der Kurs «Learning to Teach» der Abteilung Lehrentwicklung und Technologie (LET), der sich speziell an Doktorierende richtet, die Übungen leiten, Exkursionen durchführen, aber auch Praktika oder ganze Vorlesungen betreuen.

In drei Tagen erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in didaktische Konzepte und einen Überblick über die wichtigste Literatur. Viel wichtiger aber: Sie können eigene Erfahrungen sammeln, indem sie in Kleingruppen Lehrsituationen durchspielen. «Wir stellen das Ausprobieren ins Zentrum, die Theorie dazu versuchen wir möglichst schlank zu halten», charakterisiert die Verantwortliche im LET Marion Lehner den Kurs. «Haben die Teilnehmenden schon erste Lehrerfahrungen gemacht, können sie auch konkrete Fragen einbringen und so besonders profitieren.»

Übungsstunde in Anorganischer Chemie

Thomas Vonderach, Departement Chemie und Angewandte Naturwissenschaften
Thomas Vonderach, Departement Chemie und Angewandte Naturwissenschaften

Thomas Vonderach ist so ein Teilnehmer. Er hatte im vergangenen Jahr eine Übungsstunde in Anorganischer Chemie mit 20 Studierenden betreut. «Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich den Studierenden zwar die Chemie erklären und die Übungen korrigieren konnte, doch irgendetwas fehlte, ich fand meine Stunde manchmal etwas langweilig», umschreibt er selbstkritisch seine Motivation, den Kurs zu besuchen. Im kommenden Semester wird er Experimente mit einer Gruppe von vier Studierenden durchführen, und dafür will er richtig vorbereitet sein. «Der Kurs hat mir eine Tür geöffnet und Zugang zu sehr viel Material gegeben. Ich weiss nun wo ich mir Anregungen für den Unterricht holen kann», resümiert er.

Praktikum in Lebensmittelverfahrenstechnik

Yi Chen, Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie.
Yi Chen, Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie.

Zum ersten Mal vor einer Gruppe Studierender stehen wird Yi Chen. Sie startet ihre Lehrerfahrung mit einem Praktikum für fünf bis sechs Studierende in Lebensmittelverfahrenstechnik. «Ich hatte keine spezifischen Erwartungen an den Kurs und wollte vor allem ein paar Grundlagen zum interaktiven Unterricht lernen», sagt Chen. Während ihres Studiums in China hat sie vor allem klassische Vorlesungen besucht, Projektarbeit kennt sie nicht aus eigener Erfahrung. Besonders beeindruckt war sie von der Idee des sogenannten Portals: «Erst war ich skeptisch, doch dann realisierte ich schnell, welche Bedeutung die erste Lektion für die ganze Veranstaltung hat. Da wird die Atmosphäre für den ganzen Kurs aufgebaut.»

Kurs zum Thema Forschungsexpeditionen

Andreas Greiner, Departement Geistes- Sozial und Staatswissenschaften.
Andreas Greiner, Departement Geistes- Sozial und Staatswissenschaften.

Wie wichtig die Einführung in eine Veranstaltung ist, war auch für Andreas Greiner «ein grosser Aha-Moment». Er führt das anhand eines Beispiels aus: «Wenn in der ersten Sitzung jede Studentin und jeder Student etwas sagt, können wir vermeiden, dass sich von Beginn weg Redegruppen und Schweiger etablieren.». Greiner bietet im neuen Semester einen Kurs zum Thema «Forschungsexpeditionen von 1800 bis heute» an.  Ohne bisherige Lehrerfahrung erwartet er 20 Masterstudierende aus verschiedenen Departementen. «Mich beschäftigt vor allem die Frage, wie ich es schaffe, einem Physikstudenten etwas zu vermitteln und gleichzeitig einer angehenden Historikerin einen Inhalt zu bieten, der sie fasziniert.» Die Gruppenübungen im Kurs waren für ihn da sehr hilfreich: «Was im Kurs mit den Doktoranden nicht klappt, hätte wohl im Unterricht bei den Studierenden auch nicht funktioniert», meint er.

Übungen für Erstsemestrige

Janne Soetbeer, Departement Chemie und Angewandte Naturwissenschaften.
Janne Soetbeer, Departement Chemie und Angewandte Naturwissenschaften.

Janne Soetbeer bietet seit dem letzten Semester Übungsstunden für 20 bis 30 Erstsemestrige an. «Ich habe realisiert, dass ich einen unheimlichen Einfluss darauf habe, was die Studierenden verstehen», fasst sie ihre bisherigen Lehrerfahrungen zusammen. «Es lohnt sich, die drei Tage für diesen Kurs zu investieren, weil man danach einen besseren Unterricht bieten kann», ist Soetbeer überzeugt. Auch sie hat den Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden besonders geschätzt, etwa wenn es darum ging, allgemeine didaktische Konzepte in den Naturwissenschaften anzuwenden: «Im Bachelorstudium müssen wir den Studierenden erst das Vokabular für die Diskussionen beibringen, bevor wir mit ihnen über Inhalte diskutieren können.» Dies sei bei einer Geschichtsvorlesung zum Beispiel anders.

Übungen zur Vorlesung

Manuel Zimmermann, Departement Bau, Umwelt und Geomatik.
Manuel Zimmermann, Departement Bau, Umwelt und Geomatik.

«Gewisse Dinge, die ich vor dem Kurs als schwierig einschätzte, stellten sich tatsächlich als schwierig heraus», ist die Erkenntnis von Manuel Zimmermann, der für rund 200 Studierende Übungen zu einer Vorlesung über «Bahninfrastruktur» anbieten wird. Es sei nicht ganz einfach, eine Idee richtig zu vermitteln. Auch ihn haben die Gruppenübungen im Kurs weitergebracht, insbesondere das unmittelbare Feedback der Kolleginnen und Kollegen: «Im Unterricht bekomme ich ein solches Feedback selten, weil sich die Studierenden nicht getrauen etwas zu sagen, wenn sie meine Erklärungen nicht verstehen», sagt er. Aber auch das Geben von Feedback hat für Zimmermann viel zum Lernprozess beigetragen: «Wir waren gezwungen zu überlegen, weshalb etwas gut war und haben so gewisse methodische Prinzipien aus dem Theorieteil wieder erkannt.»

Anstregend, aber lohnend

Der Kurs war anstrengend, doch er hat sich gelohnt, da sind sich alle Teilnehmenden einig. Motiviert nehmen sie nun ihre Lehraufgaben in Angriff, mit der Erkenntnis, dass man auch Fehler machen darf, um die Lehre zu verbessern. «Was wir bald im Grossen machen, haben wir hier im Kleinen erlebt», zieht Janne Soetbeer ein Fazit der drei Tage.

Kurse für Lehrpersonen

Der Kurs «Learning to Teach» richtet sich an Assistierende der ETH Zürich und wird monatlich mit 12 Teilnehmenden durchgeführt. Daneben bietet die Abteilung Lehrentwicklung und Technologie auch regelmässig Kurse für Professorinnen und Professoren, Oberassistierende und Lehrassistierende an.

Das gesamte Hochschuldidaktikprogramm findet sich hier.

Ähnliche Themen

Lehre

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert